London - Angesichts der wachsenden Zahl gewaltsamer Zwischenfälle an den britischen Schulen will die Regierung künftig hart durchgreifen. Auch die Eltern notorischer Rowdys würden zur Verantwortung gezogen, kündigte Schulministerin Jacqui Smith am Wochenende zum Auftakt einer einwöchigen Kampagne gegen Gewalt in den Schulen an. Laut Smith müssen nachlässige Eltern künftig damit rechnen, gerichtlich zu Erziehungskursen verdonnert zu werden; andernfalls drohe ihnen eine Strafe von bis zu 1000 Pfund (rund 1457 Euro).Gewaltsame Disziplinierung

Lehrern wird das Recht eingeräumt, aufsässige Schüler notfalls gewaltsam zu disziplinieren. "Kinder müssen lernen, zwischen richtig und falsch zu unterscheiden, und dass sie beim Überschreiten der Grenzen mit Konsequenzen rechnen müssen", sagte Smith. Damit sprach sie sich für eine Neuregelung jenes Gesetzes aus, das seit 1996 die Prügelstrafe an Schulen verbietet.

Alltägliche Gewalt

Nach Angaben von Experten ist inzwischen fast jedes Schulkind in Großbritannien dem aggressiven Verhalten von Mitschülern ausgesetzt. Die Täter werden dabei immer jünger: So schlitzte vor einem Monat ein zwölfjähriges Mädchen einer Mitschülerin mit der Klinge eines Bleistiftspitzers das Gesicht so schwer auf, dass die Verletzungen mit dreißig Stichen genäht werden mussten.

Gutes Benehmen wird Pflicht

Die nun von Smith in Aussicht gestellte Strafverfolgung ist eine Verschärfung des Gesetzes "gegen asoziales Verhalten", das seit Februar 1004 gilt. Demnach können Polizisten oder Schulleiter gegen Eltern eine Geldstrafe von bis zu umgerechnet 150 Euro verhängen, wenn sie ihre Aufsichtspflicht verletzt und ihren Kindern kein gutes Benehmen beigebracht haben.

Schon länger gibt es ein Gesetz, das die Bestrafung von Erziehungsberechtigten ermöglicht, die das Schulschwänzen ihrer Kinder dulden. In einem Fall wurde deshalb eine Mutter zu drei Wochen Gefängnis verurteilt, in einem anderen Fall zeigte sich ein Zusammenhang zwischen Schulschwänzen und Gewalt an der Schule gibt: Eine angeklagte Mutter argumentierte, ihre 15-jährige Tochter traue sich nicht mehr in die Schule, sie sei dort wiederholt von Mitschülern schikaniert und geschlagen worden. (AFP, DER STANDARD Printausgabe 21.11.2005)