Frankfurt - Die Gefahr einer kräftigeren Teuerung im Euro-Raum ist nach Einschätzung der Bundesbank gewachsen, auch wenn der aktuelle Inflationsanstieg nach wie vor weitgehend dem Ölpreis geschuldet ist.

"Die Inflationsrisiken haben in jüngster Zeit zugenommen", heißt es in dem am Montag veröffentlichten Bundesbank-Monatsbericht für November. EZB-Präsident Jean-Claude Trichet hatte am Freitag angesichts der Gefahren für die Preisstabilität ein baldiges Anheben des historisch niedrigen Leitzinses von 2,00 Prozent angekündigt. Bankvolkswirte rechnen mit einer Erhöhung um 25 Basispunkte auf der nächsten EZB-Ratssitzung am 1. Dezember.

Erhöhte geldpolitische Wachsamkeit

Vor allem das beschleunigte Wachstum von Geldmenge und Krediten erfordere große geldpolitische Wachsamkeit, bekräftigt die Bundesbank die Position der Europäischen Zentralbank (EZB). Ein übermäßiger Geldbestand hat sich demnach vor allem in kurzfristigen, und damit leicht für Ausgaben abrufbaren Anlageformen aufgebaut. Es gebe ein großes Interesse daran, Geld vorübergehend in kurzfristigen Bankanlagen liquide und sicher zu parken. Zugleich sei die Bereitschaft gesunken, Geld längerfristig bei Banken anzulegen. Die Geldkapitalbildung sei im dritten Quartal mit vier Prozent deshalb so langsam gewachsen wie seit Anfang 2003 nicht mehr.

Teures Öl treibt

Derzeit wird die Teuerungsrate weltweit vor allem vom teuren Öl in die Höhe getrieben. Die Inflationsrate habe in den Industrieländern ohne Japan im dritten Quartal bei 3,6 Prozent zum Vorjahr gelegen, während die Kernrate ohne die schwankenden Energie- und Nahrungsmittelpreise bei nur 1,7 Prozent verharrte. Darin komme zum Ausdruck, dass sich indirekte und Zweitrundeneffekte über Löhne bisher in Grenzen hielten. Noch etwas niedriger war die Kernrate im Euro-Gebiet mit 1,5 Prozent. Dies unterzeichne aber die Preisdynamik, da sich das gesamte Energiepreisniveau in einem anhaltenden Aufwärtstrend befinde.

Heizöl verteuerte sich im dritten Vierteljahr mit 35 Prozent zum Vorjahreszeitraum am stärksten, während die Preise für Benzin (14 Prozent), Gas (elf Prozent) und Strom (drei Prozent) nicht so kräftig anstiegen. "Es ist allerdings zu erwarten, dass sich auch diese Energieträger unter anderem als Folge der höheren Rohölpreise in den kommenden Monaten deutlich verteuern werden." (APA/Reuters)