Los Angeles - Im Streit um die Rechtfertigung des
Irak-Kriegs haben deutsche Geheimdienstler den USA vorgeworfen, die
Aussagen eines der wichtigsten irakischen Informanten zum irakischen
Waffenarsenal überbewertet zu haben. Fünf Mitarbeiter des
Bundesnachrichtendienstes (BND) sagten in Interviews mit der
US-Zeitung "Los Angeles Times" (Montagsausgabe), der unter dem
Codenamen "Curveball" geführte Informant habe nie behauptet, selber
biologische Waffen produziert oder andere bei solchen Aktivitäten
gesehen zu haben. "Curveball" befand sich in der ausschließlichen
Obhut des BND und lebt dem Bericht zufolge heute unter falscher
Identität in Süddeutschland.
"Falsch wiedergegeben"
Den Angaben der deutschen Geheimdienstler zufolge entstellte
US-Präsident George W. Bush die Aussagen des Informanten, als er vor
dem Krieg warnte, dass der damalige irakische Machthaber Saddam
Hussein über mindestens sieben mobile Labors für die Herstellung von
biologischen Waffen verfüge. Auch seien die Aussagen von "Curveball"
in der Rede des früheren US-Außenministers Colin Powell vor dem
UN-Sicherheitsrat im Februar 2003 falsch wiedergegeben worden.
"Kein psychologisch stabiler" Charakter
Die BND-Mitarbeiter, die ihre Namen nicht genannt haben wollten,
betonten außerdem, dass "Curveball" generell eine äußerst
unzuverlässige Quelle gewesen sei. Bei seinen Informationen habe es
sich nicht um "substanzielle Beweise" gehandelt. Seine Informationen
hätten nicht verifiziert werden können. Auch sei der Informant "kein
psychologisch stabiler" Charakter. Dennoch war "Curveball" die
wichtigste Quelle für die Darstellung der US-Regierung vor dem Krieg,
Saddam Hussein verfüge über biologische Waffen, wie eine von Bush
ernannte Kommission vor einigen Monaten berichtet hatte. (APA)