Die Reaktionen auf den Roma-Mord von Oberwart hat Elfriede Jelinek in "Stecken, Stab und Stangl" zu einem Stück über emotionale Abschottung und braunen Bodensatz verarbeitet
Redaktion
Ein Stück Gesellschaftspolitik: 1995 wurden vier österreichische Roma in Oberwart ermordet. Einschlägige Medien und Politiker reagierten artgerecht - ihre Wortmeldungen zerlegte Elfriede Jelinek in Stecken, Stab und Stangl zu einem zynisch-wortgewaltigen Stück über emotionale Abschottung und braunen Bodensatz. Und so schunkelt des Fleischers (großartig: Tania Golden) Club der Bodenständigkeit lamentierend durch die "Toten-Feier". Körperlich erfahrbar hat diese Unannehmbarkeit Alenka Malys Bühnenkonzept gemacht: Die reaktionären Begräbnisansprachen spielen sich minutenlang hinter dem Rücken der Zuschauer ab. Das Ausufern zur grotesken Tanzveranstaltung (Kostüme: H.A.P.P.Y) wäre nicht nötig gewesen, aber das 17-köpfige, multinationale Darstellerensemble schafft es, das Publikum wirkungsvoll zwischen Selbstreflexion und Selbstironie hängen zu lassen. Hingehen! (pet/DER STANDARD, Printausgabe, 22.11.2005)
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