Jerusalem - Der ehemalige israelische Premier und Finanzminister Benjamin Netanyahu hat Ministerpräsident Ariel Sharon nach dessen Ausscheiden aus dem Likud als "Diktator" bezeichnet. Netanyahu sagte israelischen Medien am Dienstag, die Partei wolle nun zu ihren national-konservativen ideologischen Wurzeln zurückkehren. Sieben Kandidaten für die Nachfolge Sharons als Parteivorsitzender wollten sich am Dienstag treffen, um ein Datum für parteiinterne Vorwahlen zu vereinbaren. Am Donnerstag wollte sich das Likud-Zentralkomitee endgültig auf einen Termin einigen.

"Partei der Marionetten"

Netanyahu bezeichnete die neue Bewegung seines Erzrivalen im israelischen Armeesender als "Partei der Marionetten". "Sharon ist ein Diktator", sagte Netanyahu, der von 1996 bis 1999 Regierungschef war. "Es macht keinen Unterschied, ob der Diktator lächelt und einen Sinn für Humor hat - wenn er zur Diktatur und Korruption führt und die Staatssicherheit gefährdet." Netanyahu war im August aus Protest gegen den israelischen Abzug aus dem Gaza-Streifen als Finanzminister zurückgetreten und galt als Anführer der "Rebellen" gegen Sharon im Likud.

Sharon hatte am Montag seinen Austritt aus dem Likud bekanntgegeben und damit eine Spaltung der Partei bewirkt. Das israelische Parlament stimmte danach in erster Lesung mehrheitlich für die Selbstauflösung, um den Weg für vorgezogene Parlamentswahlen zu bahnen. Nach israelischen Umfragen kann Sharons neue Partei mit bis zu 33 der 120 Mandate im Parlament rechnen und wäre damit stärkste Fraktion, der Rest-Likud könnte hingegen auf bis zu 12 Sitze schrumpfen, hieß es am Dienstag. (APA/dpa)