Die von der SPÖ unterstützten sechs Kandidaten für die ORF-Publikumswahl haben sich am Dienstag bei einer Pressekonferenz vorgestellt. Als inhaltliche Schwerpunkte nannten sie "objektive Information und ein identitätsstiftendes Programm". Ihr erklärtes Wahlziel ist es, wie bereits 2001 alle sechs direkt zu vergebenden Mandate zu ergattern. Kritik äußerten sie in erster Linie an politischer Einflussnahme im Rundfunk.

"Damit Sie nicht nur schwarz sehen"

Es kandidieren unter dem Slogan "Damit Sie nicht nur schwarz sehen" der Schauspieler Erwin Steinhauer für den Bereich Bildung, der Arzt Siegfried Meryn (Eltern und Familie), Leichtathletin Stephanie Graf-Zitny (Sport), der Schauspieler Fritz Muliar (Ältere Menschen), die stellvertretende ÖH-Vorsitzende Barbara Blaha (Jugend) und der AK-Experte Harald Glatz (Konsumenten).

"Der ORF ist Teil der Staatsidentität"

Steinhauer und Muliar "vermissen" in den Programmen des ORF vor allem österreichische Serien wie "Kaisermühlenblues" sowie Sendungen, die sich "geistig und landschaftlich mit Österreich beschäftigen". "Der ORF ist Teil der Staatsidentität", der Österreich-Bezug im TV-Angebot werde aber immer geringer, kritisierte Mulier. "Manchmal muss ich mich für den ORF schämen", so der Schauspieler in Anspielung auf umstrittene Fernsehformate, wie Gewinnspiele. Meryn sprach sich u.a. für eine Reduzierung der Gewalt im Fernsehen aus, weil diese Auswirkungen auf die Jugend habe, befürchtet der Arzt.

Graf-Zitny gegen "Abzockshows"

Stephanie Graf-Zitny sprach sich gegen die völlige Vereinnahmung von sportlichen Ereignissen durch Pay-TV und für die Forcierung von Sportarten im ORF, die nicht so populär sind aus. Glatz wiederum kritisierte, dass "die Rolle der Konsumenten im Vergleich zur Rolle der Wirtschaft etwas unterbelichtet ist". Einmal mehr sprach er sich gegen "Abzockshows" aus. "Man sollte lieber schauen, dass die Zuseherzahlen nicht zurückgehen, denn damit gehen auch Werbeeinnahmen verloren."

Steinhauer: "Objektive Information von unabhängigen Redakteuren"

Allen Kandidaten gemeinsam ist das Thema "Unabhängigkeit". "Ich will objektive Information von unabhängigen Redakteuren" und "unter Mück (Chefredakteur Werner, Anm,) ist das nicht gegeben", so Steinhauer. Mulier will "weder einen roten noch einen schwarzen, sondern einen rot-weiß-roten Funk". Das Ziel der Kandidaten sei es, den Erfolg bei der letzten Wahl 2001 zu wiederholen; damals gingen die Direkt-Mandate zur Gänze an SPÖ-Kandidaten. "Wir wollen alle in den Publikumsrat einziehen und damit schwarze Mehrheiten verhindern, auch im Stiftungsrat", so Steinhauer.

In den einflussreicheren Stiftungsrat werden drei der sechs direkt von den Gebührenzahlern gewählten Publikumsräte entsandt. In diesem Gremium fallen wichtige Entscheidungen, wie die Bestellung der Geschäftsführung. Die Wahl wird vom 29. November bis 5. Dezember per Fax durchgeführt. Der neue Publikumsrat kann sich erst nach Ablauf der laufenden Funktionsperiode, also ab 1. Jänner 2006 konstituieren. 2001 hatten sich bei 2,4 Millionen Stimmberechtigten 70.000 ORF-Teilnehmer beteiligt, heuer sind über drei Millionen Gebührenzahler zur Wahl aufgerufen. (APA)