Der geplante Einstieg des weltgrößten Chipherstellers Intel in den Markt für Speicherchips etwa für Digitalkameras oder Handys hat bei Branchenexperten Sorgen vor einem Preiskampf geweckt. An den Finanzmärkten löste dies am Dienstag Kursverluste bei Aktien der Hersteller dieser so genannten Flash-Speicher aus.

"Bei mehr Anbietern befürchten die Finanzmärkte, dass der Preisrückgang stärker ausfallen wird"

Intel hatte am Montag bekannt gegeben, mit Micron Technology ein Gemeinschaftsunternehmen für die Produktion von NAND-Flash-Speichern zu gründen. Die Produktion werde im Frühjahr 2006 aufgenommen. "Bei mehr Anbietern befürchten die Finanzmärkte, dass der Preisrückgang stärker ausfallen wird", sagte Analyst Jae H. Lee von Daiwa Securities.Die vorwiegend in Personal Computer eingebauten DRAM-Chips würden bereits einfach als Rohstoff betrachtet. "Jetzt beginnen wohl viele Leute zu glauben, dass Flash-Speicher den gleichen Weg gehen werden."

Nach Einschätzung von Toshihiko Matsuno von SMBC Friend Securities wird Intel Zeit brauchen, um der Konkurrenz Marktanteile abzuringen. Bisher dominieren asiatische Firmen den rasant wachsenden, zuletzt elf Mrd. Dollar schweren Markt. An der Spitze liegt mit einem Marktanteil von 50 Prozent die südkoreanische Samsung. Toshiba aus Japan bringt es auf 23 Prozent. Auf Rang drei liegt mit 13 Prozent Hynix. Die europäischen Anbieter Infineon und STMicroelectronics kommen jeweils auf zwei Prozent.

MP3-Player

Flash-Chips sind digitale Speicher, die Daten anders als konventionelle Speicher-Chips auch bei fehlender Stromversorgung erhalten. Sie werden überwiegend in Digitalkameras, Fotohandys USB-Sticks und digitalen Musik-Abspielgeräten (MP3-Player) eingesetzt. NAND bezeichnet einen bestimmten Typ von Flash-Speicher.

Fast zeitgleich mit der Ankündigung Intels gab der Computerhersteller Apple bekannt, unter anderem mit Intel und Micron langfristige Lieferungen von NAND-Speichern vereinbart zu haben. Apple verwendet diese in seinen umsatzstarken Musik- und Video-Abspielgeräten der iPod-Reihe. Auch mit Samsung, Toshiba und Hynix schloss das Unternehmen solche Abkommen. In den nächsten drei Monaten will Apple im Voraus insgesamt 1,25 Mrd. Dollar zahlen, um die Versorgung mit Flash-Speichern bis 2010 sicherzustellen.

Für Neueinsteiger biete das Vorgehen Apples mehr Chancen, sagte Analyst Lee Min Hee von CJ Investment & Securities. Allerdings würden neue Rivalen mit Sicherheit die Gewinne drücken und den Preiskampf schüren. Die Preise für NAND-Chips gehen ohnehin schon jährlich um rund 40 Prozent zurück.

Der FTSE Chip Index gab am Dienstag 0,8 Prozent ab und signalisierte damit eine Abwärtsbewegung der Halbleiter-Branche. In Asien verloren die Papiere von Samsung knapp fünf Prozent, die von Toshiba und Hynix sogar mehr als acht Prozent. In Europa gaben die Titel von Infineon zwei Prozent und die von STM mehr als ein Prozent nach.(APA)