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Michi Wagner feierte die Meisterschaft mit Stronach.

Foto: Reuters/Zolles
Standard: Sie haben die Ära Frank Stronach bei der Austria als Spieler und einer der Wenigen fast vollständig miterlebt. Wie würden Sie sein Engagement insgesamt bewerten?

Michael Wagner: Einerseits waren alle sehr froh über einen derart tollen Sponsor, der fast einmalig viel Geld in den österreichischen Fußball investiert hat. Andererseits muss sich jeder, der in all den Jahren bei der Austria tätig war, die Kritik gefallen lassen, dass aus dem vielen Geld nur sehr wenig gemacht wurde.

Standard: Ab wann hatten Sie selbst Zweifel an der Entwicklung bei der Austria?

Wagner: Richtig schief gelaufen ist die Sache im Jahr unserer Meisterschaft, als wir national alle Titel geholt haben und auch wieder im Europacup gespielt haben. Damals wurde die große Chance vergeben. Man hätte mit kleinen Schritten weiter aufbauen, den Vorsprung innerhalb der Liga vergrößern können. Dann wurde wieder alles umgestoßen. Die Fluktuation an Trainern brachte auch Fluktuation bei den Spielern. Und weil sportlich Verantwortliche gewusst haben, dass ihnen nicht viel Zeit bei der Austria bleiben wird, haben sie mehr auf ihre eigenen denn auf die Vorteile des Vereins geschaut.

Standard: Die Verantwortung lag immer bei Stronach selbst.

Wagner: Ja, das ist immer alles von ganz oben gekommen. Er wollte dem Verein nie schaden, er wollte helfen, erfolgreich sein. Aber er ist, bei aller Liebe, eben leider kein Topexperte. Und er ist stur, was ja vielleicht eines der Geheimnisse seines wirtschaftlichen Erfolges insgesamt war.

Standard: Hat Sie Stronachs Ankündigung, bei der Austria auszusteigen, überrascht? Wird es auch dabei bleiben?

Wagner: Dass es so endet, war vorauszusehen. Und das letzte Wort ist gesprochen, absolut. Stronach entscheidet schnell und bleibt bei seinen Entscheidungen. Als ich gehen musste, obwohl mich die sportliche Führung halten wollte, habe ich das am eigenen Leib erfahren müssen. (lü; DER STANDARD Printausgabe 23. November 2005)

ZUR PERSON:

Michael Wagner (29) war im August 1998 Stronachs "Morgengabe" an die Austria. Heuer wurde der Vertrag des Exkapitäns nicht mehr verlängert, er wechselte zur Admira.