Linz – "Außergewöhnliche
universelle Werte liegen bei
der Pöstlingbergbahn sicherlich nicht vor." Damit stellt
Wilfried Lipp, Landeskonservator des Bundesdenkmalamtes, klar, dass die Adhäsionsbahn auf den Linzer Hausberg
"keine Chance hat", Weltkulturerbe zu werden. Dies hatte
noch Anfang November der
Linzer ÖVP-Vizebürgermeister Erich Watzl als "reelle
Möglichkeit" genannt, nachdem er mit der zuständigen
UN-Stelle in Wien Kontakt
aufgenommen hatte. Der ÖVP-
Stadtpolitiker wollte mit der
Aufnahme in die Liste der Kulturgüter erreichen, dass die
Pöstlingbergbahn auch nach
der Generalsanierung genauso
aussieht wie jetzt.
"Öffentliche Besorgnis"
Über das künftige Erscheinungsbild der Bahn aus dem
Jahr 1898 wird in Linz seit Wochen heftig debattiert. Vor
neuen raketenähnlichen Gebilden warnte etwa der Altbürgermeister Hugo Schanovsky (SPÖ), vor dem Verlust
des historischen Wahrzeichens der oberösterreichischen Landeshauptstadt die
ÖVP und die FPÖ.
Die "öffentliche Besorgnis
um die traditionsreiche Bahn"
kann Lipp nachvollziehen.
Deshalb wird die Bahn unter
Denkmalschutz gestellt. Die
so genannte offizielle Ankündigung zur Unter-Schutz-Stellung geht noch dieses Jahr an
den Betreiber, die Linz Linien.
Die Gleisanlage, Garnituren,
Bahnhöfe so wie technische
Einrichtung sollen denkmalgeschützt werden, weiß Linz-
Linien-Direktor Walter Rathberger bereits Bescheid. "Auf
den Fahrbetrieb hat das aber
keinen Einfluss", sagt Rathberger. Im Extremfall könne
dies bedeuten, dass die historischen Waggons ins Museum
wandern – wenn etwa die Auflagen des Denkmalschutzes
nicht mit den sicherheitstechnischen Vorschriften für den
Betrieb vereinbar seien.
Neue Garnituren
Doch, so beteuert Rathberger, er werde sicherlich nicht
die alten Garnituren auf diese
Art ausrangieren. Die Linz Linien schreiben deshalb diese
Woche den Auftrag zur Generalsanierung der bestehenden
Waggons aus. Gleichzeitig
geht jedoch auch die Ausschreibung für neue Garnituren heraus. Bei dieser wurde
noch die Auflage hinzugefügt,
dass die neuen Waggons zum
Charakter der historischen
Bahn passen müssen. Ende
März 2006 soll die Entscheidung fallen. (Kerstin Scheller, DER STANDARD Printausgabe, 23.11.2005)