Irgendwie kennt sie jede/r, der in Österreichs Kulturszene auch nur ab und zu unterwegs ist. Katarina "Kati" Noever ist eine Erscheinung: auf Vernissagen nicht zu übersehen, fixer Bestandteil der Wien-Modern-Abende und gefürchtet bei vielen, die je von einem Podium herab diskutiert haben. Denn "Kati" steht auf, wenn es ihr zu fad oder bunt wird: Nicht um zu gehen, um mitzureden, Stellung zu nehmen bzw. den anderen Haltung abzuverlangen. Sie selbst scheint auch alle zu kennen, grüßt und küsst sich durch Wiens ArchitektInnen, KünstlerInnen und WirtInnen. Und die DesignerInnen kennt sie sowieso. Schließlich hat sie wesentlich mit dazu beigetragen, dass dieses Land heute schon hin und wieder Geschmack beweist, dass es gute und weniger gute Produkte gibt und dass man durchaus lernen kann, wodurch sich die von der Masse an Klumpert unterscheiden.

Dazu musste man Produkte wie diese zunächst ins Land schaffen, in ein Land, in dem 1971 noch vorwiegend Resopal und Heimatwerk regierten, in ein Land, das die durchaus vorhandene Qualität von Teilen der eigenen Produktion nicht lesen konnte (Stichwort Doppler-Gebinde oder Smart-Export-Packerl). 1971 war dann auch das Gründungsjahr jener heute legendären Section N, die Katarina gemeinsam mit ihrem damaligen Mann Peter Noever gegründet hat.

Und das war nicht nur ein Laden, in dem man erstmals Objekte von Castiglioni bis Sottsass bestaunen konnte, das war der Nährboden. Hans Hollein hat das Lokal gestaltet. 1987 wurde es verkauft. Nun hat Katarina Noever eine CD-ROM produziert, ein unverzichtbares Dokument, ein 8000 Einträge umfassendes "Section-N-Archiv".

Aber: Was wissen all jene,...

... die Katarina kennen, sonst noch so von ihr? Eine kurze Umfrage brachte Anekdoten von vor einigen Jahren ans Licht des Jahres 2005, kaum aber harte Fakten. Auf Peter Noevers Homepage fand sich immerhin ein Plakat von 1970, das - ganz gegen den revolutionären Geist der Zeit - die Noevers samt Tochter Ixy unter dem Logo "Love your Family" zeigt. Mittlerweile hat Ixy Ethnologie studiert, und - damit gerüstet - einen Film über den musealen Betrieb am Beispiel MAK gedreht.

Also: Katarina Noever anrufen...

... und endlich nachfragen, was denn alles so war in ihrem Leben! Antwort: Freude über das Schweigen der Archive. Dann kam immerhin ein kaum versteckter Hinweis: "Blödes Datum für einen ,Kopf des Tages', am 25. November werd ich 60, da würd's besser passen!" Und dann doch noch ein Info-Mail: "Ich würde mich als ,Vermittlerin' bezeichen, auf Neudeutsch: communication.irgendwas. Zwischen 14 und 19 Modell für Fellerhosen - dank Bubenfigur (ohne Hüften). Mit Traude Cerha Organisation des Symposions Ideen, Ideologien, Wirklichkeiten für Wien Modern." (Markus Mittringer/DER STANDARD, Printausgabe 23.11.2005)