Belgrad - Der serbische Präsident Boris Tadic erwartet, dass sich Staatsfunktionäre in den kommenden Tagen zu seinem Vorschlag für die Lösung des künftigen Status des Kosovo äußern. Im Unterschied zu dem Positionspapier der Regierung für die Status-Verhandlungen stelle sein Vorschlag zur Zeit den einzigen konkreten Lösungsvorschlag Belgrads dar, sagte Tadic am Dienstag laut Presseagentur Beta.

Zwei Entitäten

Tadic setzte sich vergangene Woche in Moskau für die Bildung von zwei Entitäten, einem albanischen und einem serbischen Provinzteil, im Kosovo ein, wobei die serbische Entität auch Sonderbeziehungen zu Belgrad unterhalten würde. Die wechselseitigen Beziehungen der Entitäten würden durch die Institutionen des Kosovo geregelt werden. Sein Vorschlag ziele darauf ab, die Souveränität und die Gebietseinheit Serbiens zu wahren, sagte Tadic.

Weit gehende Autonomie

Die Regierung hatte in ihrem Positionspapier, in dem sie sich auf die Prinzipien des Völkerrechts beruft, die Bereitschaft bekundet, dem Kosovo im Rahmen Serbiens eine weit gehende Autonomie zu gewähren. Details sind in dem Vorschlag allerdings nicht enthalten. Seitens der Regierung wurde der Vorschlag Tadics nicht kommentiert.

Belgrader Militär- und Polizeiexperten warnten unterdessen, dass sich die Sicherheitslage in drei südserbischen Kommunen mit einem hohem Anteil der albanischen Volksgruppe dicht an der administrativen Grenze zum Kosovo im Laufe der Status-Verhandlungen verschlechtern dürfte. Der frühere Kommandant einer im Süden Serbiens stationierten Sonderpolizeieinheit, Goran Radosavljevic, sagte bei einer Pressekonferenz in Belgrad, dass die bisherigen Ankündigungen von Status-Verhandlungen regelmäßig auch von Vorfällen im Süden Serbiens begleitet worden seien. In den letzten Jahren habe es sich dabei meist um Sprengstoffanschläge gehandelt, die Militär und die Polizei zum Ziel gehabt hätten.

"Allgemeiner Aufstand" möglich

Der Militärexperte Zoran Dragisic ist gar der Ansicht, dass ein "allgemeiner Aufstand" möglich sei, sollten albanische Extremistengruppen mit den Ergebnissen der Status-Verhandlungen nicht zufrieden sein.

Albanische Extremistengruppen in den Kommunen Presevo, Medvedja und Bujanovac hatten im Frühjahr 2001 für den Anschluss der drei Kommunen an das Kosovo Unruhen angezettelt. (APA)