Werner Schimanko

Foto: Standard/Christian Fischer

Wien - Halbe Sachen waren nie Schimankos Ding. in keiner Phase des Lebens. Und so klingt es eigentlich sogar authentisch, dass Heinz Werner Schimanko so gestorben sein dürfte, wie er gelebt hat. Nicht zögerlich, langsam und nach langem Leiden - sondern unmittelbar, schnell und plötzlich: Montagabend hatte der lange Jahre ebenso ungekrönte wie unumstrittene König des Wiener Nachtlebens noch als Juror eines Cocktailmixwettbewerbes lebenslustig, fröhlich und jovial in die Kameras geprostet - Dienstagnachmittag war Schimanko tot. Als die Rettung am Dienstag um 13.45 Uhr von einer Frau in eine Wohnung in Wien Alsergrund gerufen wurde, konnte der Arzt nur noch den Tod des 61-Jährigen feststellen. Vermutliche Todesursache: Herzversagen - eine Obduktion wurde angeordnet.

Aus einfachsten Verhältnissen stammend

Der Tod passt - ungeachtet der noch ausstehenden amtlichen Erklärung - zur Legende. Und die war der 1944 geborene Wiener schon zu Lebzeiten: Aus einfachsten Verhältnissen stammend (der Vater Arbeiter, die Mutter früh gestorben), schaffte der spätere Herr über Wiens anrüchig-bürgerliche innerstädtische Etablissements (u. a. Moulin Rouge, Orient, Eden) weit mehr als den Sprung vom Habenichts zum Multimillionär: Heinz Werner Schimanko erfand und schuf sich selbst - und war immer authentisch.

Markantester Glatzkopf- und Schnauzbartträger

Drei Wochen vor der Matura war er 1963 zum Heer gegangen, wurde dort Nahkampfausbildner und danach Wirt. Dem ersten Lokal in Schwechat (1971) folgte - 1974 - das damals völlig heruntergekommene Moulin Rouge. Schimanko - der Ranger (Hobbys: Lesen und Fallschirmspringen) - war die Idealbesetzung für das Wiederauferstehen des "Etablissements". Und er vergrößerte sein Reich: Das "Orient" - Wiens legendärstes Stundenhotel - kam ebenso dazu, wie 1975 die "Eden", über Jahrzehnte Wiens einzige echte Bar mit Flair und Relevanz. Nebenbei gehörten ihm - bis sich Österreich markantester Glatzkopf- und Schnauzbartträger vor wenigen Jahren weitgehend aus dem operativen Geschäft zurückzog und Teile seines Imperiums verkaufte - aber noch etliche andere Gastronomiebetriebe: das Café Walfisch, der Club 24, die Schloss-Bar, das Hotel Opernring, die Eve-Bar und die Reiss-Bar etwa.

Marke Schimanko

Schimanko war eine Marke - mit Stil und Hang zum Luxus, aber ohne Arroganz und Verlogenheit: Er war im Rolls Royce ebenso echt wie auf dem Fahrrad. Und gerade weil er nie so tat, als wisse er nicht, was ein Separee oder ein Stundenhotel seien, klang sein Bekenntnis zu seinen Kindern und seiner 1999 verstorbenen ersten Frau nie verlogen.

"Ich beneide mich jeden Tag selbst", erklärte Heinz Werner Schimanko einmal in einem Interview. Allem Anschein nach hat sogar der Tod Schimankos Art zu leben, respektiert: Er kam schnell und direkt. Aber halbe Sachen waren nie Schimankos Ding. (Thomas Rottenberg, DER STANDARD Printausgabe 23.11.2005)