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Dieser Abend wird wohl in Erinnerung bleiben.

Foto: APA/Schlager
München - "Die Bayern haben uns eine Lehrstunde erteilt. Wir waren einfach kein ebenbürtiger Gegner, der Klasseunterschied war zu groß. Das tut mit Leid, aber das müssen wir einfach anerkennen", erklärte Rapid-Trainer Josef Hickersberger nach dem 0:4 gegen Bayern München in der Allianz-Arena, der fünften Niederlage im fünften Spiel der laufenden Champions League-Saison.

Spieler völlig überfordert

Überraschend kam der Erfolg der Bayern, die im neunten Spiel in ihrem neuen Stadion den neunten Sieg einfuhren, zwar nicht, die Art und Weise seiner Entstehung bereitete dem künftigen ÖFB-Teamchef aber Kopfzerbrechen. Viele Spieler waren mit der Aufgabe, auswärts gegen eine Spitzenmannschaft anzutreten, völlig überfordert und verhielten sich laut Hickersberger "wie das Kaninchen vor der Schlange. Dass viele ängstlich waren, war für mich die größte Enttäuschung. An und für sich sind wir eine gute Mannschaft, die solche unerzwungenen Fehler nicht machen sollte. Das lag nicht nur am Pressing der Bayern, sondern vielleicht auch an zu großem Respekt", vermutete der 57-Jährige.

Dabei hatte er im Vorfeld der Partie in einer trotz des Spielverlaufs stimmungsarmen Allianz Arena versucht, seinen Schützlingen die Scheu vor dem Auswärtsauftritt gegen die großen Bayern zu nehmen. "Man darf gegen diese Weltklassespieler keine Angst haben. Darüber haben wir vor dem Match gesprochen, aber scheinbar ist es mir nicht gelungen, das auszuräumen. In dieser Beziehung hätte ich von einigen Spielern mehr erwartet", kritisierte Hickersberger.

Hofmann: "Wir hatten zu viel Respekt"

Kapitän Steffen Hofmann, der wohl als einziger Rapidler halbwegs Normalform erreichte, schloss sich der Meinung seines Trainers an. "Wir hatten zu viel Respekt, der eine oder andere vielleicht sogar Angst. So kann man gegen die Bayern nicht bestehen", ärgerte sich der Deutsche, der seine Karriere bei den Bayern Amateuren begonnen hatte.

Hofmann und Co. reisten am Mittwoch von München nach Seefeld, wo sich Rapid auf das Bundesliga-Auswärtsspiel am Samstag gegen Wacker Tirol vorbereitet. "Es ist positiv, dass die Mannschaft jetzt weiteren drei Tage zusammenbleibt, da kann man in Ruhe über das Bayern-Match reden. Jetzt gilt es, die Spieler aufzurichten", sagte Hickersberger.

Gegen Juventus droht nächstes Debakel

Moralischer Beistand ist nicht nur im Hinblick auf das Wacker-Match, sondern auch auf den 7. Dezember wichtig, wenn auf Rapid zum Champions-League-Abschluss in Wien mit Juventus Turin schon die nächste Star-Truppe wartet. Die Italiener - seit Dienstag so wie die Deutschen definitiv im Achtelfinale - fielen in Gruppe A nach dem 1:0-Heimsieg gegen Club Brügge auf Grund des um einen Treffer schlechteren Torverhältnisses auf den zweiten Platz zurück und benötigen damit im Fernduell mit den Bayern um Pool-Platz eins einen deutlichen Erfolg im Happel-Stadion. Eine weitere Niederlage, und ein enttäuschender Abschied aus der Königsklasse mit null Punkten wäre perfekt. "Wenn man sich hohe Ziele setzt muss man auch damit rechnen, dass man scheitert", kommentierte der Coach.

Zwischen dem österreichischen Meister und Weltklasse-Mannschaften liegen laut Hickersberger Welten - eine Kluft dieses Ausmaßes wird sich in seinem künftigen Job als österreichischer Teamchef nicht auftun, vermutet der Niederösterreicher. "Ich bin überzeugt, dass beim Nationalteam der Abstand auch noch sehr groß ist, aber nicht ganz so krass. Immerhin gibt es keine Nationalmannschaft, in der brasilianische und französische Teamspieler stehen."(APA)