Wien - 80 Prozent der Wienerinnen fühlen sich hauptverantwortlich für die Organisation des Haushalts. Dies ist eines der Ergebnisse des Frauenbarometers 2005, das am Mittwoch von Wiens Frauenstadträtin Sonja Wehsely und Imma Palme vom Sozialforschungsinstitut IFES in einer Pressekonferenz vorgestellt wurde. Bei den Berufstätigen unter den 1.000 befragten Frauen ab 18 Jahren sind es sogar 88 Prozent.

Dieser um acht Prozentpunkte erhöhte Wert gegenüber dem ohnehin bereits hohen Durchschnitt sei auf die Doppelbelastung mit Haushalt und Job zurückzuführen, vermutete Palme. Zwei Lichtpunkte gebe es allerdings: Beim Frauenbarometer 2003 sahen sich noch 88 Prozent aller Befragten als alleinige Chefin des Haushalts, so Wehsely. Und bei den Frauen mit Kindern unter zwei Jahren geben 73 Prozent an, von den Vätern eine wesentliche Entlastung im Haushalt zu erhalten. Hier wachse offensichtlich eine neue Generation Männer heran, so Wehsely zuversichtlich.

Papamonat

Diese Entwicklung befördern soll unter anderem ein "Papamonat", den sich Väter nach der Geburt ihres Kindes als bezahlten Urlaub nehmen können, forderte die Frauenstadträtin. Auch in der Umfrage haben 82 Prozent der 18- bis 29-Jährigen mehr Anreize für eine Väterkarenz befürwortet, insgesamt sprachen sich 65 Prozent dafür aus. Eher skeptisch zeigten sich hier die über 70-Jährigen, von denen sich nur 40 Prozent mit dem Gedanken anfreunden konnten.

Unterbrochene Beruftätigkeit

Von den Wienerinnen mit Kindern unter zwei Jahren stehen lediglich rund 25 Prozent im Berufsleben. Auch gaben 60 Prozent aller Befragten an, ihre Berufstätigkeit bereits einmal unterbrochen zu haben. Bei 47 Prozent dauerte der Wiedereinstieg ins Berufsleben dann länger als zwei Jahre. "Das ist ein sehr, sehr langer Zeitraum", beklagte Wehsely. Unter anderem sollen nun die Mittel für den Wiener Arbeitnehmerförderungsfonds (WAFF) von heuer 51,5 Mio. Euro auf 56 Mio. Euro im Jahr 2006 aufgestockt werden.

Weitere politische Forderungen seien die Flexibilisierung des Kindergeldes und der Umbau des Kindergartens zu einer Bildungseinrichtung, unterstrich Wehsely. Man dürfe sich "nicht auf den Lorbeeren ausruhen", stellte sie klar. Allerdings hätten 61 Prozent in der Umfrage Wien als eine frauenfreundliche Stadt bezeichnet und fünf Prozent die Bundeshauptstadt explizit als frauenfeindlich charakterisiert. (APA)