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Manfred Nowak

foto: ap/MARTIAL TREZZINI
Lange galt Kurt Waldheim als das österreichische Gesicht der Vereinten Nationen. Dann kam eine Weile nichts. Und nun gibt es Manfred Nowak. Spätestens mit seiner Ernennung zum Sonderberichterstatter gegen Folter, ist er quasi "unser Mann" bei der UNO.

Und dort ist er in einem beachtlichen Aktionsradius zugange: Einen Besuch im US-Internierungslager in Guantánamo auf Kuba etwa lehnte er unlängst ab, weil ihm die US-Militärs keinen freien Zugang zu den dort Festgehaltenen gewähren wollten. Mit US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld lieferte er sich deswegen via Medien ein politisches Match. Beim STANDARD-Interview in China, wo sich der UN-Inspekteur derzeit aufhält, sprach er dagegen von einem "ersten Erfolg". Die chinesische Regierung habe zumindest seine Richtlinien bei der Untersuchung von Foltervorwürfen akzeptiert.

Mit seiner neuen Mission kehrt der 55-Jährige an den Ausgangspunkt seiner Karriere zurück. "Kurz nach dem Militärputsch in Chile habe ich ein Folteropfer kennen gelernt - es war mir fast unerträglich, seine Verletzungen zu sehen und seine Berichte zu hören", sagt er selbst. Damals, Anfang der 1970er-Jahre, habe er sein Engagement für die Rechte und die Würde aller Menschen begonnen.

1973 wird Nowak zum Doktor juris promoviert und Assistent bei Felix Ermacora, dem damals bekanntesten Menschenrechtsexperten Österreichs. Die Menschenrechtsarbeit begleitet ihn durch seine weitere akademische Karriere, Ende der 1980er-Jahre geht er als Direktor des niederländischen Menschenrechtsinstituts nach Utrecht. Nach seiner Rückkehr aus Holland gründet Nowak das österreichische Ludwig-Boltzmann-Institut für Menschenrechte und koordiniert in dessen Rahmen die NGOs bei der UNO-Menschenrechtskonferenz 1993 in Wien.

Ein Jahr später beruft die UNO Nowak zum Sonderberichterstatter für Verschwundene im ehemaligen Jugoslawien. 1997 legt er die Funktion im Protest zurück, weil "da einfach nichts weitergegangen ist". Von 1996 bis 2003 war er Richter an der Menschenrechtskammer für Bosnien-Herzegowina in Sarajewo. - Die Liste der Funktionen Nowaks als Berater und Experte bei EU, UNO und anderen Organisationen ist so beeindruckend wie sein Schnauzbart. Und dennoch: "Ich bin nicht einer, der nichts anderes neben Menschenrechtsarbeit tun kann", ließ Nowak schon vor Jahren in einem Interview wissen. Man müsse sich psychisch vom Wahnsinn, der das Tagesgeschäft ausmache, regenerieren. Sonst werde man zum Zyniker.

Zum Ausgleich spielt der gebürtige Oberösterreicher deswegen Klavier und unterrichtet - Workaholic bleibt Workaholic - auch noch Menschenrechte an der Fachhochschule St. Pölten. (DER STANDARD, Printausgabe, 24.11.2005)