Wien - Allein in Wien gibt es einen Mehrbedarf von 168 zusätzlichen Stützlehrern, rechnet SP-Vizebürgermeister Sepp Rieder - ganz ohne Evaluierung, wie sie Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (VP) am Dienstag gefordert hatte.

Die Kärntner Landesschulratspräsidentin Claudia Egger kommentiert Gehrers Ansinnen im STANDARD-Gespräch so: "Das kann sie gerne machen." Es bedürfe jedoch sicher mehr als die 300 im Schulpaket II vorgesehenen Stützlehrer. "Alleine in Kärnten haben wir einen Bedarf von 70 Integrationslehrern. 30 sind jetzt im Einsatz, die zahlt das Land selbst, 40 brauchen wir noch."

Im Bildungsministerium will man von der in den Erläuterungen zum Schulpaket II getätigten Festlegung auf die Zahl 300 nichts mehr wissen: "Es wurde nie eine Zahl genannt." Zudem sei das Bildungsministerium "hier nicht der Ansprechpartner; wir sind nicht diejenigen, mit denen man beim Finanzausgleich irgendetwas verhandeln kann".

Das sieht auch der Salzburger Landesschulratspräsident Herbert Gimpl so, die Performance Gehrers ist für ihn aber nur ein "Spielen auf Zeit". Allein für Salzburg erhofft sich Gimpl rund 70 zusätzliche Posten. Denn schon jetzt befinde man sich in einer "Mangelsituation", in der man Lehrkräfte aus dem Hauptschulkontingent umschichten müsse. Auch sein Tiroler Kollege, Sebastian Mitterer, wünscht sich "60 bis 70 zusätzliche Stützlehrer, nicht nur für die Sprachförderung". Für die Zusatzkosten von rund 35.000 Euro pro Junglehrer pro Jahr bedürfe es "vermehrter Anstrengungen des Budgetherren". Finanzminister Karl-Heinz Grasser war für den STANDARD nicht zu erreichen.

Für den oberösterreichischen Landesschulratspräsidenten, Fritz Enzenhofer, ist der Streit, aus welchem Budgettopf bezahlt werden muss zweitrangig: "Die Verantwortung liegt beim Bund und dessen Prioritätensetzung. Und wir melden eine Priorität an." Ähnlich Kollege Horst Lattinger aus der Steiermark, der zwar sein Auslangen findet, dafür aber "entsprechende Umschichtungen" vornehmen muss. Für den Vorarlberger Landesschulratspräsident Siegi Stemer ist neben der Sprachförderung auch eine Anhebung der Förderlehrer-Schlüsselzahl von 2,7 Prozent für Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf wichtig: "Diese Bereiche fließen ineinander über." Kollege Gerhard Resch aus dem Burgenland hat überhaupt ein Problem damit, dass der Bund einen Durchschnittswert für Planposten festsetzt: "Das ergibt eine Differenz zum tatsächlichen Bedarf. Das Ministerium sagt, es ist ein Problem der Ressourcen, aus, wir zahlen nicht mehr."

Die mangelnde Förderzusicherung Gehrers könnte zu einer Verzögerung des Schulpaket II im Bundesrat bewirken: SPÖ und Grüne kündigten bereits Einspruch an.

(DER STANDARD-Printausgabe, 24.11.2005)