Wien - Liegen allein schon zwischen dem im Barock angesiedelten Vorspiel zu Ariadne auf Naxos und der in mythengrauer Vorzeit spielenden eigentlichen Oper gut zwei Jahrtausende, so mischte in der Staatsopernaufführung dieses Werkes am vergangenen Dienstag gar auch noch die Gegenwart fühlbar mit: Weil der Verkehr am Ring wegen einer entgleisten Straßenbahn stockte, wartete man mit dem Beginn höflich auf die Zuspätkommenden.
Ansonsten hielt man sich aber besser an die Vergangenheit dieser Produktion und besonders an das, was seit deren Premiere vor 31 Jahren noch übrig war.
Und das war vor allem Edita Gruberovas Zerbinetta. Ihre große Szene wurde zu einem allem, was rundherum passierte, entrückten, ebenso virtuosen wie bewegenden Musikschauspiel. Das Be- und Verzaubernde daran war der hin und wieder fühlbare Hauch von Parodie und Selbstironie. Freilich kann sich diesen nur eine Interpretin leisten, die dank ihres offenbar unermüdbaren Materials und ihrer geradezu maschinell präzisen Technik alle immensen Schwierigkeiten dieser Partie mit triumphierender Mühelosigkeit meistert. Der Jubel, den sie erntete, war mehr als berechtigt.
Angesichts so mancher szenischen Tristesse, mit der die Staatsoper mitunter aufwartet, trat der paradoxe Fall ein, dass Filippo Sanjusts schon vor drei Jahrzehnten antiquiert wirkende Ausstattung und die Überreste seiner konventionellen Inszenierung nun fast erholsam wirken.
Von den Neuzugängen innerhalb dieser Produktion erreichte allerdings ausschließlich Adrianne Pieczonka in der Titelpartie den für deren Interpretation unabdingbaren Mix aus szenisch nobler Zurückhaltung und musikalischer Intensität. Leider ist von Wolfgang Schmidt als ihrem Partner genau das Gegenteil zu berichten. Vor allem seine beim Auftritt ausgestoßenen "Circe"-Rufe klangen eher wie klägliche Hilfeschreie und nicht wie Lockrufe des Gottes Bacchus.