Graz - Während es draußen dicke Flocken schneit, flackert ein behagliches künstliches Feuer im Kamin. Über dem Kaminsims im Zimmer mit hunderten Büchern hängt ein alter Spiegel mit blinden Flecken. Wer sich ihm nähert, begreift, wohin er führt: ins Wunderland von Alice.

Die fünf zauberhaften Räume, die Verena Wagner wie schon in den Vorjahren für das Kinder- und Jugendbuch-Festival bookolino im Grazer Literaturhaus schuf, spiegeln Abenteuer wider, die hier in zahlreichen Neuerscheinungen und Klassikern auf die Kids bis 27. November warten. Das Zimmer von Alice, wo man Bücher aus Rosenbüschen pflücken kann, ist naturgemäß der Übergang in weitere Fantasien: Eine Tür weiter, hinter saftig grünen Lianen, riecht es nach Baumrinde, und man ist umzingelt von aus dem Himmel hängenden Affen und Büchern. In dem Dschungel können Besucher in runden Bambushütten Geschichten lesen und hören.

Das Zugabteil für Lesereisen der letzten beiden Festivals gibt es nicht mehr - dafür aber gleich ein ganzes Flugzeug. Die Booko-Airlines servieren Frischgedrucktes auf Wunsch zum Fensterplatz über den Wolken. Für die ganz Kleinen gibt es das Zirkuszelt der Augustine mit Riesenthron und eine Krabbelstube, in der Bilderbuchkonsumenten sich als Würmer oder Mäuse in überdimensionierten Birnen, Tortenstücken oder Käsebrocken einnisten können.

Neben tollen Leseräumen gibt es auch wieder ein abwechslungsreiches Programm für Familien oder Schulklassen. Neben dem roten Faden des Abenteuers steht heuer das Gedenkjahr 2005 im Mittelpunkt der ausgewählten Literatur. In diesem Rahmen liest heute, Donnerstag, um 19 Uhr Christine Nöstlinger für Jugendliche ab 13 aus "Zwei Wochen im Mai" und "Maikäfer flieg". Am Freitag werden die 20-jährige Susanne Heinrich aus Leipzig und der 21-jährige ukrainische Autor Ljubko Deresch, der schon mit 17 seinen ersten Roman veröffentlichte, für die Generation 15 plus lesen.

Für Kinder ab sechs gibt es Workshops, etwa von Heinz Janisch und Christine Sormann, oder Lesungen mit Musik, wie jene von Jens Rassmus für Volksschüler. Zwei weitere Glanzlichter sind das "Sesseltheater" und die Performance des Zeichners László Varvasovszky, der Schauspielerin Martina Zinner und des Cellisten Michael Moser für Kinder ab vier am Samstag. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 24.11.2005)