Zürich/Brüssel - Nestle-Chef Peter Brabeck hat den Rückruf verunreinigter Babymilch in Italien und anderen EU-Ländern als bedeutungslos abgetan. "Es ist nichts. Es ist ein Sturm im Wasserglas", sagte der Vorstandsvorsitzende des Schweizer Nahrungsmittelkonzerns auf einer Veranstaltung in Zürich. Der jetzige Wirbel in Italien sei vor allem politisch bedingt.

Es gebe keine Risiken für die Bevölkerung, sagte der gebürtige Österreicher. Auch die EU-Kommission bezeichnete Gesundheitsgefahren durch die verunreinigte Säuglingsnahrung als unwahrscheinlich.

Die italienische Polizei hatte am Vortag nach Behördenangaben 30 Millionen Liter Babymilch beschlagnahmt, da Spuren einer Verpackungssubstanz darin nachgewiesen wurden. Brabeck zufolge geht es dabei lediglich um rund zwei Millionen Liter Babymilch des weltgrößten Nahrungsmittelkonzerns, die in Italien zurückgerufen werden müssten. Auch in Frankreich, Spanien und Portugal ruft Nestle Babymilch zurück. Andere Ländern seien nicht betroffen.

Probleme mit der Verpackung

Anlass des Rückrufs waren Probleme mit der Verpackung der flüssigen Säuglingsnahrung: Die Tinte der Tetra Paks reagiert chemisch mit dem Milchfett und führt so zu der Verunreinigung mit IsoprobilThioXantone (ITX).

Den vorliegenden Daten zufolge könne ITX in Nahrungsmitteln als "unerwünscht" angesehen werden, erklärte die Europäische Kommission in Brüssel. Es sei jedoch unwahrscheinlich, dass bei den festgestellten Mengen ein unmittelbares Gesundheitsrisiko bestehe.

Brabeck nannte die aufgetretene Verunreinigung mit ITX ein Problem der Verpackungsindustrie. Es sei schon zuvor mit der Europäischen Union (EU) vereinbart worden, dass diese Produkte auslaufen sollten.(APA)