BZÖ-Sozialministerin Ursula Haubner präsentierte eine Studie zur Situation der pflegenden Angehörigen. Ab dem nächsten Jahr können sich solche günstiger pensionsversichern. Eine Valorisierung des Pflegegeldes kommt nicht.

*****

Wien – Sozialministerin Ursula Haubner muss sich nicht mehr um das BZÖ sorgen dafür konzentriert sie sich nun auf die Situation pflegender Angehöriger in Österreich. Am Donnerstag präsentierte sie eine entsprechende Studie – und benahm sich auch gegenüber den anwesenden Journalisten pfleglich: Jedem einzelnen schüttelt sie die Hand.

Die Fakten der Studie – durchgeführt vom Österreichisches Bundesinstitut für Gesundheitswesen (Öbig) – lieferten für Haubner die Grundlage für ihre zentrale politische Forderung: Die Situation pflegender Angehöriger – vor allem ältere Frauen – gehört verbessert.

Das Hauptergebnis der Studie, bei der 1151 pflegende Angehörige befragt wurden: Die Betreuung und Pflege älterer Menschen ist mit psychischen Belastungen verbunden. Fehlende finanzielle Unterstützung und Arbeitskräfte erschweren die Situation pflegender Angehöriger zusätzlich. Mehr als 80 Prozent der Pflegebedürftigen Menschen werden zu Hause, entweder allein durch Angehörige oder zusammen mit sozialen Diensten, gepflegt. Mobile Dienste werden nur in einem Viertel der Fälle in Anspruch genommen.

Weibliche Pflege

Die Hauspflege ist weiblich: 79 Prozent der Pfleger sind weiblich und durchschnittlich 58 Jahre alt. 40 Prozent‑ aller Betreuungsdienstleitungen werden vom Ehe- bzw.‑ Lebenspartner erbracht, mehr als ein Viertel von Kindern (vor allem Töchtern) für ihre Eltern. 30 Prozent aller Betreuungspersonen gehen einer bezahlten Erwerbstätigkeit nach. Knapp die Hälfte (47 Prozent) verfügt über kein eigenes Einkommen oder nur über ein durchschnittliches Nettoeinkommen von 700 Euro. "Eine zunehmend älter Bevölkerung wird höhere Anforderungen an die Gesundheitsversorgung, Sozialversicherung, Pflege und Betreuung stellen und diese auch stärker einfordern" warnt deshalb auch SPÖ Behindertensprecherin Christine Lapp.

Als Konsequenz aus dieser Studie will Sozialministerin Ursula Haubner die Situation von pflegenden Angehörigen verbessern: Vor allem für Frauen wird am 1. Jänner die Möglichkeit einer begünstigten Selbstversicherung in der Pensionsversicherung für Zeiten der Pflege naher Angehöriger ab der Pflegestufe drei bestehen.

Das Pflegegeld wird aber nicht valorisiert, dafür will die Sozialministerin aber berechnen lassen, was es kosten würde, den derzeit als Pilotprojekt in der Steiermark geführten Pflegescheck flächendeckend einzuführen – ein oranges Paradeprojekt.

Die Opposition kritisierte das prompt: Behindertensprecherin Christine Lapp sprach sich gegen eine Ausweitung des Pflegeschecks ab und forderte stattdessen eine Valorisierung des Pflegegeldes. Einen Ausbau und eine Verbilligung von sozialen Diensten will Grünen-Sprecherin Thersia Haidlmayr.

Gratis-E-Card

Haubner musste am Donnerstag auch über ein Thema reden, dass ihr nicht so angenehm war: die kostenlose E- Card für Politiker.

Da die Gebühr ein Ersatz für die Krankscheingebühr sei, die Politiker so wie die Beamten schon bisher nicht gezahlt hätten, ist die E-Card für sie "umsonst". Dafür hat diese Gruppe aber auch einen 20- prozentigen Selbstbehalt beim Arzt.

Nichtsdestotrotz betonte Haubner, dass sie persönlich kein Problem damit hätte, etwas zu bezahlen. (baro/DER STANDARD, Printausgabe, 25.11.2005)