Singapur - Trotz massiver Proteste der Regierung in Canberra ist am Freitag in Singapur ein australischer Drogenschmuggler hingerichtet worden. Nguyen Tuong Van sei in der Früh gehängt worden, teilte das Innenministerium in einer Erklärung mit. Ministerpräsident Lee Hsien Loong hatte am Donnerstag bei einem Besuch in Berlin bekräftigt, für den 25-Jährigen könne es keine Gnade geben. In Australien fanden landesweit Mahnwachen für Nguyen statt, der 2002 auf dem Flugplatz von Singapur im Besitz von 400 Gramm Heroin festgenommen worden war.

In einer Kirche in Melbourne besuchten mehr als 500 Menschen einen Gottesdienst. Zum Zeitpunkt der Hinrichtung wurde die Kirchenglocke 25 Mal geläutet, ein Mal für jedes Lebensjahr des aus Vietnam stammenden Nguyen. Vor der Vertretung Singapurs in Canberra versammelten sich mehrere Dutzend Menschen zu einer Mahnwache. In einer am Donnerstag veröffentlichten Umfrage hatten sich 47 Prozent der befragten Australier für die Vollstreckung der Todesstrafe ausgesprochen, 46 Prozent waren dagegen.

Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation amnesty international aus dem Jahr 2004 wurden in Singapur seit 1991 fast 420 Menschen exekutiert, die meisten wegen Drogenvergehen. Damit habe der Stadtstaat gemessen an der Bevölkerungszahl weltweit die höchste Zahl an Hinrichtungen.

Insgesamt haben im vergangenen Jahr 25 Staaten Todesurteile vollstreckt, so amnesty. Fast alle Hinrichtungen (97 Prozent) fanden in nur vier Ländern statt: in China, dem Iran, Vietnam und in den Vereinigten Staaten. (APA/AP)