Rom - Ein militärisches Schwurgericht in Rom hat den
ehemaligen SS-Offizier Hermann Langer (86), der wegen Beteiligung an
einem Massaker mit 60 Toten in Italien angeklagt war, zu lebenslanger
Haft verurteilt. Langer war erstinstanzlich vor einem Jahr zunächst
freigesprochen worden, weil ihm eine Schuld nicht nachgewiesen werden
konnte. Im Verfahren ging es um den Massenmord von Zivilisten im
September 1944 nach einer Razzia in einem toskanischen Kloster in der
Nähe von Lucca.
Das Urteil erfolgte in Abwesenheit des Angeklagten, der im
deutschen Linden lebt. Er habe sich geweigert, vor dem Gericht zu
erscheinen, berichteten italienische Zeitungen. Langer ist der letzte
noch lebende Offizier aus der Einheit, die den Massenmord verübt
hatte.
Langer war angeklagt, Anfang September 1944 eine Razzia im Kloster
Farneta bei Lucca befehligt zu haben, in dem die Mönche Flüchtlinge
versteckt hielten, unter ihnen zahlreiche Juden. Er soll anschließend
die Exekution von 60 Menschen befohlen haben. Die Stadt Lucca wurde
am folgenden Tag von den Alliierten befreit. Der Gemeinderat der
Stadt begrüßte Langers Verurteilung.
Die italienische Justiz hatte das Verfahren aufgenommen, nachdem
sie im Zuge des Prozesses gegen den 1998 zu lebenslanger Haft
verurteilten NS-Kriegsverbrecher Erich Priebke auf Unterlagen zu fast
2.300 Verbrechen gestoßen war, war die von Nazis und Faschisten
während des Zweiten Weltkriegs verübt worden waren. Ein im
vergangenen Jahr eingesetzter Parlamentsausschuss untersucht zurzeit,
warum die Beweise ein halbes Jahrhundert verschollen waren. (APA)