Wien - In Wien suchen immer mehr Frauen Schutz vor ihren gewalttätigen Partnern: Die Aufnahmezahlen der Frauenhäuser steigen, ebenso wie die Wegweisungen durch die Polizei. Wiens Frauenstadträtin Sonja Wehsely (will künftig vermehrt gegen Stalking und Zwangsehen vorgehen.

Der Wiener Polizeipräsident Peter Stiedl hob in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Wehsely anlässlich des Starts der Kampagne "16 Tage gegen Gewalt" die Bedeutung des seit 1997 gültigen Gewaltschutzgesetzes hervor. "Hier ist eine erste Maßnahme getroffen worden, den Frauen, die unter Gewalt leiden, eine Hilfestellung zu leisten", so Stiedl.

Die Polizei kann dadurch gegen die Täter Betretungsverbote aussprechen, was heuer bis Oktober 1.966 Mal geschehen ist (die Hälfte aller Fälle österreichweit), gegenüber 271 Fällen im gesamten Jahr 1998. "Früher hat man vermehrt Streitschlichtungen gemacht, die aber keine echte Hilfe für die Frauen sind", sagte er der Polizeipräsident. Er hofft nun auf die baldige Schaffung einer bundesweiten Gewaltschutzdatei und das Anti-Stalking-Gesetz: "Ich bin der festen Überzeugung, dass wir eine derartige Bestimmung brauchen."

Vier Frauenhaüser

Wehsely verwies auf die Leistungen der Stadt Wien: Die vier Frauenhäuser würden mit jährlich vier Mio. Euro finanziert, und man habe beim Frauennotruf (Telefon 01/71719) seit 1996 rund 40.000 Personen beraten. "Jeder Mensch hat das Recht auf ein gewaltfreies Leben", betonte sie. Für das kommende Jahr kündigte sie eine Studie zum Thema Zwangsehen bei Migrantinnen an, um das Ausmaß des Problems besser erfassen zu können.

Die Wiener Frauenhäuser haben bis September 2005 insgesamt 388 Frauen und 356 Kinder aufgenommen, um rund 20 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Martina Ludwig, SPÖ-Gemeinderätin und Vorsitzende des Frauenhaus-Vereins, findet dafür eine ähnliche Begründung wie Wehsely: "Wien verfügt über ein gut ausgebautes Opferschutz-Netz, durch das sich auch immer mehr Frauen zutrauen, aus der Gewaltspirale auszubrechen."

Der neue einheitliche Notruf der Wiener Frauenhäuser ist ab sofort rund um die Uhr über die Telefonnummer 05 77 22 zu erreichen. (APA)