Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: AP/Fabrice Coffrini

Vevey/Rom (APA/AP) - Nestle-Chef Peter Brabeck hat in einem Streit mit der italienischen Regierung über die verunreinigte Baby-Milch einen Rückzieher gemacht. In einem am Freitag veröffentlichten Brief entschuldigte sich Brabeck bei Italiens Gesundheitsminister Francesco Storace.

Brabeck hatte mit Kommentaren vor Investoren in Zürich am Mittwoch den Zorn der italienischen Behörden auf sich gezogen. Der Verwaltungsratspräsident und Konzernchef des weltgrößten Nahrungsmittelmultis hatte die Affäre um verunreinigte Baby-Milch als "Sturm im Wasserglas" bezeichnet.

Ärger

Verärgert hatte Storace vor allem auf Medienberichte reagiert, wonach Brabeck bei dieser Gelegenheit von einer Übereinkunft zwischen Nestle und dem italienischen Gesundheitsministerium im vergangenen Juli gesprochen haben soll. Demnach habe man sich bereits damals darauf geeinigt, die mit dem Wirkstoff ITX verunreinigte Baby-Milch auslaufen zu lassen und den Verpackungsprozess zu ändern.

Storace bezeichnete diese Aussagen als falsch und beleidigend und erstattete nach eigenen Angaben Anzeige gegen den Nestle-Chef. Die scharfe Reaktion erklärt sich mit dem Vorwurf an Storace in Italien, wonach er seit Monaten von der verunreinigten Baby-Milch gewusst und nichts unternommen habe.

Kein Abkommen

In einem zweiseitigen Brief an Storace räumte Brabeck nun einen Fehler ein. Er hatte bei dem Investorentreffen von Kontakten zwischen Nestle im Juli/August statt im September gesprochen. Brabeck bestritt aber, dass er von einem Abkommen zwischen dem Gesundheitsministerium und Nestle gesprochen habe.

Brabeck schildert in dem Brief, der von Nestle auf Anfrage zur Verfügung gestellt wurde, zudem die Umstände, die zu seiner Aussage vom "Sturm im Wasserglas" geführt hatten. Bilder des italienischen Fernsehens von Polizisten, die am Dienstag Nestle-Baby-Milch beschlagnahmt hatten, seien ein Schock gewesen. Zudem sei dies mit völlig falschen Aussagen der Behörden über die beschlagnahmte Menge verbunden gewesen. Vor den Investoren habe er diese falschen und irreführenden Angaben über die Tragweite des Falles richtig stellen wollen.

"Brief reicht nicht"

Storace erklärte in Rom bekannt, der Brief genüge nicht. Der Nestle-Chef werde sich so oder so vor Gericht verantworten müssen. "Man kann dem Chef eines Multis nicht erlauben, italienische Institutionen in den Dreck zu ziehen, ohne dass er dafür bezahlen muss", sagte der Minister. Er werde Brabecks Brief an die zuständige Staatsanwaltschaft weiterleiten.

Nestle hatte die fragliche Baby-Milch in Italien, Frankreich, Spanien und Portugal in den vergangenen Tagen zurückgerufen. Zunächst war im Einvernehmen mit der EU-Kommission auf einen solchen Schritt verzichtet worden. Der schwedische Verpackungskonzern Tetra Pak änderte inzwischen seine Produktion.