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Johannes Hahn: "Ich meine es wirklich ernst. Wenn es Sigrid Pilz und Christoph Chorherr in ihrer Partei reicht, sind sie bei uns herzlich willkommen."

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Nach den internen Reibereien bei den Wiener Grünen macht der Wiener VP-Chef Johannes Hahn ein Angebot an den so genannten "Realo-Flügel" der Ökopartei: Im Fall des Falles seien Christoph Chorherr und Sigrid Pilz im VP-Klub herzlich willkommen.

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Wien - Es war der personelle Coup des verwichenen Wahlkampfes: Günter Kenesei hatte bei der internen Listenerstellung der Wiener Grünen kein Mandat mehr erhalten. Also unterbreitete Wiens VP-Chef Johannes "Gio" Hahn ihm daraufhin umgehend ein Angebot per SMS. Jetzt, nach der Gemeinderatswahl, sitzt Kenesei als - parteifreier - Abgeordneter im ÖVP-Klub.

Da nun neuerlich interne Reibereien bei den Wiener Grünen an die Öffentlichkeit drangen, macht Johannes Hahn im Standard-Gespräch ein weiteres Angebot: "Ich meine es wirklich ernst. Wenn es Sigrid Pilz und Christoph Chorherr in ihrer Partei reicht, sind sie bei uns herzlich willkommen."

Gewiss, er wisse schon, "dass beide noch nicht so weit sind", aber für den Fall der Fälle biete er durchaus auch "Infrastruktur und Informationsmanagement an. Einfach den Support eines Klubs - und sie könnten als Freelancer weiter arbeiten."

"Hochkompetent"

Die Motivation für Hahns Offert: "Chorherr und Pilz sind derart hochkompetent, dass es ein großer Schaden für den Gemeinderat wäre, wenn sie nicht weiterarbeiten könnten." Wobei Hahn betont, dass die betreffenden Personen "schon zu uns passen müssen. Umgekehrt würde ich einem Martin Margulies ein derartiges Angebot sicher nicht machen".

Die zwei Betroffenen allerdings reagieren auf die Einladung des Wiener VP-Chefs nicht nur zurückhaltend, sondern geradezu forsch. "Nein, keinesfalls", erklärt Sigrid Pilz kategorisch. "Die ÖVP ist ganz sicher keine politische Heimat für mich, unter keinen Bedingungen. Nicht einmal dann, wenn Schlimmeres passieren würde - ich bin den grünen Werten in jeder Hinsicht verpflichtet. Bei der ÖVP müsste ich ja in den überwiegenden Fällen Dissens anmelden. Aus mir wird auf keinen Fall ein Günter Kenesei."

Für Christoph Chorherr ist es gar "ein unehrenhaftes Angebot. Ich bin und bleibe ein Grüner. Dieses Angebot von Johannes Hahn interessiert mich nicht im Geringsten. Und sollte ich je in diese Richtung geschwankt haben: Ich kenne die ÖVP." Auch wenn es "bei den Grünen gelegentlich etwas zu kritisieren und zu diskutieren gibt, es gibt für mich in dieser Partei noch genug zu tun. Ich bin mehr denn je motiviert."

Die "zweite Reihe"

Der grüne Gemeinderat Martin Margulies hatte allerdings am Vortag im STANDARD-Interview in Richtung Chorherr erklärt: "Ich glaube auch durchaus, dass man den richtigen Zeitpunkt erkennen sollte, wann man in die zweite Reihe zurücktritt, damit andere etwas machen können. Darum habe ich mich auch zurückgehalten." Dazu Chorherr am Freitag: "Diese Aussagen würdige ich insofern, dass ich sie nicht weiter kommentiere."

Ansonsten hielt man sich am Freitag wieder an die interne Vereinbarung, dass zu grüninternen Diskussionen derzeit nur die Klubchefin Maria Vassilakou Kommentare abgeben solle.

Dafür kommentiert VP-Chef Hahn die Positionen von Margulies - insbesondere seine Ansicht, es müsse "doch erlaubt sein zu sagen: ,Nein, mit der ÖVP mag ich nicht verhandeln‘." Dazu Hahn: "Von vornherein zu sagen, mit dem rede ich nicht und mit dem darf man nicht verhandeln, ist intolerant und undemokratisch. Wenn man diskutiert, und es sich dann zeigt, dass es kein gemeinsames Ergebnis gibt, ist das ein anderes Thema."

Hahn hat aber noch einen weiteren Vorschlag in Richtung Margulies: "Wenn er dieser Meinung ist, dann soll er das auch den bürgerlichen Wählern der Grünen sagen. Dann soll er hingehen und ihnen erklären: Nein, diese Wähler will ich nicht." (DER STANDARD, Printausgabe 26./27.11.2005)