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28.8.1999: Nach sieben sieglosen Runden wirbt die Austria um die gunst der Fans und schlägt Lustenau 2:0.

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Wien - Im März 1999 macht ein STANDARD-Artikel die Runde: Stronachs Wahl zum Bundesliga-Präsidenten sei rechtswidrig gewesen. Der Bericht wird von Innenminister Karl Schlögl im Kurier bestätigt. Die Wahl sei trotz eines schweren Verfahrensfehlers erfolgt, man habe Stronach nach neuen Statuten gekürt, die Änderung der Statuten war noch nicht genehmigt. Schlögl meint, eine neue Wahl müsse stattfinden. "Es ist ganz klar gewesen, dass die von der Bundesliga bei der Vereinsbehörde eingelangte Wahlanzeige als unzulässig zurückzuweisen ist."

Freilich zeigt sich bald, dass Stronach nicht irgendwer und Schlögl falsch gelegen ist. Die Liga kommt mit ihrer Berufung durch, plötzlich ist keine Rede mehr von einer Wiederholung der Wahl.

Beppo Mauhart wird als ÖFB-Präsident wiedergewählt, Stronach hat auf einer Pressekonferenz verkündet: "Die Bundesliga ist einstimmig dafür, Mauhart zu unterstützen." Stronach gibt an, 150 Millionen Schilling in drei oder vier Nachwuchs-Akademien investieren zu wollen. Nach fünf Jahren sollen "die Bäume Früchte tragen". Eher fruchtlos ist ein österreichisches Länderspiel in Valencia. Das 0:9 beschäftigt Stronach - er teilt mit, dass man "den Fehler in den Strukturen unserer Fußballorganisation zu suchen" habe.

Teamchef Herbert Prohaska geht, Teamchef Otto Baric kommt. Im Mai '99 zieht Stronach Bilanz. 15 der 20 Klubs aus der Bundesliga und der Ersten Division haben "seinen" TV-Vertrag unterschrieben, die Verhandlungen mit den restlichen fünf Klubs (Sturm, Rapid, LASK, Ried, Austria Lustenau) bricht er ab. In Salzburg unterzeichnet Stronach mit Politikern (LH Schausberger, Sportlandesrat Raus) einen Deal zur Errichtung eines Stadions samt "Märchenerlebniswelt" in Kleßheim. Im Gemeinderat regt sich Widerstand, und ÖFB-Chef Mauhart spricht von "schwer wiegenden Eingriffen in das Salzburger EM-Projekt". Die zuständigen Gremien seien nicht informiert worden. "Wir brauchen keine zusätzlichen Märchenwelten, es gibt genug Märchen in diesem Land. Wir brauchen zusätzliche Sportstätten. Stronachs Kugel-Projekte haben jetzt eben die Form eines Rechtecks oder eines Quaders."

Stronach kontert: "Wenn er damit nicht aufhört", sagt er, an Mauharts Adresse gerichtet, "dann soll er gehen." Von seiner ersten Vorstellung, dem WM-Titel 2006, ist er abgekommen, aber: "Der Weltmeistertitel 2010 ist möglich." Mauhart und Karlheinz Kopf, Landesverbands-Präsident Vorarlbergs und Sportsprecher der ÖVP, schreiben Stronach Briefe, der Kopf-Brief ist ein offener: "Beseitigen Sie bitte raschestmöglich die wettbewerbsverzerrende, den Zusammenhalt der Liga beeinträchtigende und mit Ihrer Funktion als Präsident unvereinbare Ungleichbehandlung der Bundesliga-Vereine durch Ihre Firma."

Am 6. August berichten die Salzburger Nachrichten, Stronach sei mit seinem Plan gescheitert, in Österreich einen TV-Kanal für Sport und Sportwetten zu installieren. Der ORF will ab Herbst die Sportblöcke auf dem Wetter- und Freizeitkanal TW1 ausbauen. Im Oktober wird Rudolf Streicher als Klubchef der Austria von Georg Sattler beerbt, Stronachs Magna-Konzern schließt mit dem Klub eine Grundsatzvereinbarung für eine langfristige Zusammenarbeit, sie soll der Austria 40 Millionen Schilling pro Jahr bringen. Bundesliga-Präsident will Stronach bleiben. "Magna hat sich bei der Austria beteiligt, nicht ich mich als Person." Sturm-Präsident Hannes Kartnig nennt Stronachs Aktivitäten "unvereinbar".

Austrias Klubchef Sattler freut sich: "Damit müssen wir die europäische Spitze erreichen." Unter Trainer Herbert Prohaska überwintert die Austria zehn Punkte hinter Spitzenreiter FC Tirol an fünfter Stelle, Sportdirektor Friedl Koncilia stellt die Weichen: "Wir wollen eine schlagkräftigere Mannschaft aufbauen." (DER STANDARD, Printausgabe, Freitag, 26. November 2005, Fritz Neumann)

Lesen Sie am Montag:

2000: Stronach stanzt Prohaska, gibt sich sehr fair, eröffnet Hollabrunn. Hochhauser & Haan treten auf.