Beirut - Die libanesische Extremisten-Gruppe Hisbollah (Hizbollah/"Partei Gottes") hat es als ihre Pflicht bezeichnet, israelische Soldaten zu entführen. So könne von Israel die Rückführung von Gefangenen erzwungen werden, sagte Hisbollah-Chef Scheich Hassan Nasrallah am Freitag in Beirut.

"Um Gefangene oder Häftlinge zurück zu bekommen, muss man israelische Soldaten gefangen nehmen", sagte Nasrallah. Das lehre die Erfahrung mit den Israelis. "Das ist weder eine Schande noch ein Verbrechen oder ein Terrorakt", sagte Nasrallah weiter. "Es ist unser Recht und unsere Pflicht, die wir eines Tage erfüllen könnten."

Nasrallah sprach vor Tausenden von Anhängern, die immer wieder "Tod für Israel" riefen. Die Anhänger der radikal-moslemischen Hisbollah hatten sich in Beirut versammelt, um die Särge ihrer getöteten Kämpfer in Empfang zu nehmen. Die Männer waren am Montag in einem Gefecht mit israelischen Streitkräften getötet worden.

Vier Tote

Nach Informationen aus libanesischen Sicherheitskreisen hatten die Hisbollah-Kämpfer das Dorf Ghajar an der libanesischen Grenze überfallen und dabei versucht, israelische Soldaten zu verschleppen. Dabei starben insgesamt vier Hisbollah-Mitglieder. Eine Leiche hatten die Libanesen bergen können, die übrigen blieben auf der israelischen Seite der Grenze.

Das Rote Kreuz hatte am Freitag die drei Särge in die Grenzstadt Nakuora im Süden des Libanons gebracht. Danach wurden sie in die gelb-grünen Flaggen der Hisbollah gehüllt und von Angehörigen der Toten in Empfang genommen. Eine Blaskapelle spielte libanesische Hymnen und Lieder der Gruppe. Die Menschen riefen auch "Tod für Amerika!". Anschließend wurden die Särge in die Halle gebracht, in der Nasrallah sprach.

Übergabe der Toten

Israel selbst hatte die Überstellung der Leichen als vertrauensbildende Maßnahme bezeichnet. So solle die Ruhe an der gemeinsamen Grenze gewahrt werden, sagte ein Armeevertreter. Gewöhnlicherweise behält Israel die Leichen von Kämpfern, um ein Druckmittel für den Austausch von Gefangenen zu haben. Den Angaben nach hatte die libanesische Regierung dieses Mal um die Übergabe der Toten gebeten.

Das Gefecht in Ghajar war der folgenschwerste Zusammenstoß an der Grenze, seit im Jänner bei einem Schusswechsel ein israelischer Soldat, ein französischer Beobachter und ein Hisbollah-Kämpfer getötet worden waren. (APA)