Herbert Prohaska gibt seinen Rücktritt bei Austria bekannt.

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Wien - Andere hält es nicht so lang im Ausland wie Frank Stronach, den es 1954 von Weiz nach Kanada gezogen hat - siehe Toni Polster, siehe Franz Wohlfahrt. Anfang 2000 kehren die beiden Kicker nach Österreich zurück, Polster kommt von Mönchengladbach nach Salzburg, Wohlfahrt von Stuttgart zur Wiener Austria. Generell ist die Zeit großer Investitionen im österreichischen Fußball angebrochen, keine Rede mehr von Engpässen wie Ende 1998, als sich Stronach mit jeweils zehn Millionen Schilling bei allen Klubs eingestellt hatte. Sturm holt Andres Fleurquin und Sergej Juran, Tabellenführer FC Tirol holt Edi Glieder aus Salzburg, dafür übersiedelt Patrik Jezek zur Austria. Nur Rapid hält sich zurück.

Im Februar wird aus der Grundsatzvereinbarung ein Betriebsführungsvertrag der Austria mit Stronachs Magna Entertainment Corp. (MEC). Der Deal ist rückwirkend ab 1. Jänner gültig und sieht die Übernahme des Managements der Kampfmannschaft vor. "Ich hoffe, dass ich viele Jahre dabei sein werde", sagt Stronach, der einiges springen lassen will. "40 Millionen Schilling pro Saison werden zu wenig sein. Alles, was ich angefasst habe, ist zur Nummer eins geworden. Ich gehe nicht in dieses Projekt, um Mittelmaß zu erreichen."

Von Unvereinbarkeit will Stronach nichts wissen, er habe "alles von Anwälten prüfen lassen", ihm gehören noch zwei, drei Spieler des SV Ried und 60 Prozent der Mannschaft von Admira/Wacker. "Und Salzburg muss mir noch einen Spieler abgeben." Austria-Präsident Georg Sattler spricht davon, dass der Deal mit Stronach der Austria ein langes Leben garantiere. Klar sei, "dass auch anschafft, wer zahlt". Nicht nur Kicker und Trainer, auch Politiker geben sich bei Stronach und Magna die Türklinke in die Hand, Karl-Heinz Grasser geht im Februar 2000 bei der Tür hinaus und wird Finanzminister, Ex-SPÖ-Geschäftsführer Andreas Rudas kommt im März bei der Tür herein.

Vor die Tür gesetzt wird Trainer Herbert Prohaska, das ist Ende April der Paukenschlag in Favoriten. Prohaska: "Ich habe mit der Austria meine sportliche Familie verloren." Die Fans stehen eher hinter ihm denn hinter der Mannschaft oder Sportdirektor Friedl Koncilia. Doch Stronach wünscht einen Neubeginn mit neuem Trainer, als Favoriten gelten der Niederländer Arie Haan und Ried-Betreuer Heinz Hochhauser. Am Ende werden noch beide auf der Trainerbank Platz nehmen, zunächst, und für ein kurzes Intermezzo bis Meisterschaftsende, nimmt Ernst Baumeister Platz.

Prohaska nennt Koncilia im profil einen "bösartigen Menschen". Prohaska über Stronach: "Absolut kein Fußballfachmann." Prohaska über Rudas, bei Stronach nun für die Austria zuständig: "Es geht ihm einzig und allein um seinen Job bei Magna."

Die Austria, die unter Prohaska auf Rang fünf überwinterte, schließt mit 23 Punkten Rückstand auf Meister FC Tirol als Vierter ab. Die neue Saison beginnt witzig, Christian Mayrleb scort beim 4:1 der Austria in Bregenz, die Bregenzer regen sich auf, sie hatten vor dem Tor den Ball angesichts eines verletzten Spielers ins Out befördert. Stronach setzt eine Neuaustragung durch, am 26. Oktober gewinnt Bregenz mit 2:1.

Mehr Freude hat Stronach kurz davor die Eröffnung seiner Nachwuchs-Akademie in Hollabrunn bereitet. 22 Talente im Alter von 14, 15 Jahren sind mit von der Partie. Stronach hat 35 Millionen Schilling in die "Private Fachschule für Computer- und Kommunikationstechnik für Leistungssportler im Fußball" investiert. Der Besuch samt Unterbringung und Verpflegung im Internat ist kostenlos, der Magna-Konzern stellt 350.000 Schilling pro Jahr und Spieler zur Verfügung.

Am 23. November tritt Koncilia als Austria-Sportdirektor ab, er will den Anfeindungen der Fans entgehen und sich ganz auf die Nachwuchsarbeit konzentrieren. Das Rennen um die Koncilia-Nachfolge macht Anfang Dezember Arie Haan, der schon als Trainer im Gespräch war. Doch noch ist ja nicht aller Tage Abend, auch wenn Haan betont: "Alle ziehen an einem Strang." (Fritz Neumann, DER STANDARD Printausgabe 28.11.2005)

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