Standard: Was verliert Österreichs Fußball mit dem Rückzug von Frank Stronach? Heinz Hochhauser: Er verliert einen Mann, der ohne die in Österreich üblichen Verzögerungen Sachen anpacken und auch umsetzen konnte.

Standard: Und was wird von Frank Stronach bleiben?
Hochhauser: Bleiben wird die Vision, dass man auf lange Sicht nur mit perfekter Nachwuchsarbeit konkurrenzfähig sein kann. Die Akademie in Hollabrunn ist beispielgebend. Ähnliche Einrichtungen wurden schon geschaffen oder sind im Entstehen - wenn auch nicht auf diesem Niveau.

Standard: Was ist an Hollabrunn so neu für Österreich?
Hochhauser: Es hat ja immer geheißen, dass die besten Trainer zum Nachwuchs sollen. Stronach war der Erste, der das auch umgesetzt hat, weil er erkannt hat, dass man diese Leute auch ordentlich bezahlen muss. Einzigartig war auch, wie schnell er das umgesetzt hat. Ich habe das als Austria-Trainer hautnah miterlebt. Das war in wenigen Monaten alles erledigt.

Standard: Ihr Trainerjob bei der Austria war auch in wenigen Monaten erledigt. Stronach sagte, es wäre ein Fehler gewesen, Sie zu holen. Sie seien als Trainer eines kleinen Klubs wie Ried für die Austria doch nicht geeignet gewesen. Ärgert Sie das noch?
Hochhauser: Nein, ich war einer von elf Trainern, die er entlassen hat. Bei mir hat er wenigstens einen Grund genannt. Und er hatte vielleicht gar nicht so Unrecht. Heute wäre ich viel besser darauf vorbereitet. Für mein zweites Jahr im Profifußball war dieser Topklub schon eine Riesenherausforderung. Stronach hat mich gegen Widerstände als Trainer durchgesetzt.

Standard: Wie war Ihr persönliches Verhältnis? Hochhauser: Sehr korrekt. Das Problem war nur, dass er wegen seiner langen Abwesenheiten zumeist nur Secondhandinformationen bekommen hat. Wenn man als Trainer zu ihm kam, war sicher vorher schon ein anderer dort, der ihm alles erklärt hat. (DER STANDARD Printausgabe 27.11.2005)