Airlines sind ein Verlustgeschäft - man braucht nur an die Pleite der einst renommierten Swissair denken, an die marode Alitalia oder die chronisch insolventen US-Airlines. Im Windschatten dieser Realität konnte die heimische Austrian Airlines Gruppe ihren eigenen Verlust bisher kleinreden, an dem alle bis auf das Management schuld sind - gierige Ölkonzerne, teurer Wiener Flughafen, unfaire Billigflieger.

Vor lauter kopfnickendem Verständnis fällt es dabei leicht zu übersehen, dass es auch eine andere Realität in Europa gibt - die Profitabilität von British Airways, Lufthansa und Air France/ KLM. Dank der Gewinne, die die großen drei machen, und der damit verbundenen Wettbewerbsfähigkeit wird es für die AUA in den nächsten Jahren noch schwieriger werden.

Der Ostmarkt wird aufgrund seiner Dynamik nicht mehr die profitable Nische bleiben, in der die AUA Marktführer spielen kann - das kann sich selbst Allianz-Partner Lufthansa nicht leisten, der seinen exportorientierten Heimatkunden nicht in alle Ewigkeit das Umsteigen in Wien zumuten wird. Auf den Fernoststrecken nimmt der immense Konkurrenzdruck rasant wachsender Airlines zu. Und das Ferienpublikum bucht mit geilem Geiz, den zu befriedigen sich die AUA weiterhin schwer tut.

Strategien sind nicht in Sicht, außer man rechnet die Ausweitung der sandwichlosen Flüge von eineinhalb auf zweieinhalb Flugstunden dazu - kaum eine Qualitätsempfehlung. Eine Beteiligung der Lufthansa könnte die Konkurrenz in der Allianz entschärfen, aber dagegen spricht weiterhin fast schweizerisch anmutender Nationalstolz - und die derzeit geschwächte Finanzsituation der AUA. Über all dem geht der Kapitän von Bord, vielleicht hat er trotz Schönredens den realistischen Blick nicht verloren. Keine guten Vorzeichen für 2006. (DER STANDAD, Print-Ausgabe, 28.11.2005)