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Foto: APA/epa/Fabrice Coffrini
Als Botschafterin des Anti-Aidsprogrammes der UNO wirbt der brasilianische Superstar Daniela Mercury selbstverständlich für den Gebrauch von Kondomen. Was so nahe liegend ist wie ein Paar im Liebesrausch, veranlasste den Vatikan, eine keusche Trennung vorzunehmen: Mercury wurde vom Weihnachtskonzert in Rom ausgeladen, dem auch Papst Benedikt XVI. beiwohnen soll.

Mercury bedauerte dies sehr, erklärte aber: Sie habe das Recht auf eigene Meinung und müsse die Ansicht der katholischen Kirche nicht teilen. Eine weitere Folge dieser Affäre ist absehbar: Mercurys Bekanntheit und Ruhm werden in noch weitere galaktische Höhen abheben.

Begonnen hatte es 1986 - beim brasilianischen Karneval. Daniela Mercuri de Ameida Póvoas fiel als Vorsängerin und -tänzerin auf einem "Trio Elétrico"-Wagen auf. Drei Jahre später war sie Backgroundsängerin von Gilberto Gil. 1991 dann der Solodurchbruch mit dem Album "O Canto da Cidade", das in Brasilien 1,2 Millionen KäuferInnen fand. Auch in Argentinien verkaufte sich die Scheibe mehr als 900.000-mal - mitten in der absoluten Wirtschaftskrise. Schon bald musste sie daheim im Dunklen Abendessen, weil Fans ihr Haus belagerten. Und wenn sie sich für einen kleinen Eingriff ins Krankenhaus schlich, wurde ihr Spitalzimmer von Medien gestürmt.

Ihre energiegeladenen, explosiven Auftritte machen Mercury schnell über Lateinamerika hinaus bekannt - vor allem in den USA und Japan. Sogar die New York Times schwärmte einmal nach ihrer Gesangs- und Tanzperformance: "Dagegen tritt Janet Jackson wie ein ,couch potato' auf." Mercurys dritte Platte, "Música de Rua", fand in Japan derart viele Fans, dass sie sich umgehend daran machte, die japanische Version eines Songs einzuspielen. Mit dem Titel: "Sukiaki". Und das war noch vor ihrem Meisterwerk "Feijão com arroz" (Bohnen und Reis).

Ein Geheimnis des Erfolges der mittlerweile 40-Jährigen ist nicht nur Talent und disziplinierte Knochenarbeit - für neue Aufnahmen arbeitet sie monatelang täglich 12 bis 14 Stunden im Studio. "Elétrica" - so wird sie selbst genannt, und so nannte sie eine ihrer Platten - bedient sich in ihrer Axé-Musik all dessen, was in Brasilien Stimmung und Energie ausstrahlt: die rockige Tropicalismo-Bewegung, die MPB (Música Popular Brasilieira), die Trommeln der bahianischen Afro Blocos, Samba-Reggae, Rock, Pop und neuerdings kommen auch DJ-Sounds dazu.

Gleichzeitig hat sich die Tochter eines Sozialarbeiters und Mutter zweier Kinder aber auch immer engagiert: Als UNICEF-Botschafterin gegen soziale Ungerechtigkeit, sexuelle Ausbeutung und Kinderarbeit. Und sie ist unbeugsame Kämpferin gegen Aids - und für Kondome. (Roman David-Freihsl, DER STANDARD, Print, 28.11.2005)