Österreich
Klinik in Brasilien behandelt pädophile Priester
"Corriere de la Sera": Von Italienern verwaltete Anstalt behandelte in letzten drei Jahren über 80 Personen
Rom - Eine Klinik im brasilianischen Barretos behandle
pädophile Priester, die in Brasilien in den Sog eines ausgedehnten
Skandals geraten sind. Nach einem Bericht der Mailänder Tageszeitung
"Corriere della Sera" vom Montag befinde sich das Behandlungszentrum
in einer Ortschaft in 400 Kilometer Entfernung von San Paolo und
werde von italienischen Priestern verwaltet.
"Bischöfe bitten uns, Priester mit ernsthaften Problemen
aufzunehmen. Wir wissen nicht, ob sie Probleme mit der Justiz haben.
Man beschuldigt die Kirche, sie vor der Justiz in Schutz zu nehmen.
Die Kirche will natürlich keinen Skandal. Das wichtigste ist, den
Priestern zu helfen. Das Gefängnis nutzt nicht", betonte Pater
Angelo, Leiter der Klinik, in der die Priester rund sechs Monate lang
behandelt werden, laut "Corriere".
In den vergangenen drei Jahren wurden zirka 80 Priester in die
Klinik aufgenommen. Eine Minderheit beschloss, das Priestertum
aufzugeben, andere konnten sich wieder in die Reihen der Kirche
integrieren. Laut dem Leiter des Zentrums haben mehrere Priester
"sexuelle Probleme", aber auch Schwierigkeiten im Umgang mit Geld.
Viele von ihnen haben Spielschulden oder sind Kleptomanen, so
"Corriere della Sera".
Eklat
Die brasilianische Zeitschrift "Istoe" (So ist es) hatte dieser
Tage mit der Veröffentlichung eines heiklen Berichts über das
Phänomen pädophiler Priester für einen Eklat gesorgt. Nach Angaben
der Zeitschrift hat Papst Benedikt XVI. Anfang September eine
Kommission nach Brasilien entsandt, die die Vorwürfe der sexuellen
Vergehen überprüfen soll, für die rund 1.700 Geistliche verdächtigt
werden.
In mindestens zwei Fällen berichteten zwei Priester über ihre
Erfahrungen als Vergewaltiger von Minderjährigen in einem Tagebuch,
das von der Zeitschrift veröffentlicht wurde. Laut "Istoe" befinden
sich in Brasilien über zehn Geistliche wegen Vergewaltigungen von
Kindern in Haft, 40 werden noch gesucht. Laut der Zeitschrift
verletzen 50 Prozent der Priester die Keuschheitsgebote, über 200
Priester wurden in psychiatrische Kliniken der Kirche eingeliefert.
(APA)