Rom - Eine Klinik im brasilianischen Barretos behandle pädophile Priester, die in Brasilien in den Sog eines ausgedehnten Skandals geraten sind. Nach einem Bericht der Mailänder Tageszeitung "Corriere della Sera" vom Montag befinde sich das Behandlungszentrum in einer Ortschaft in 400 Kilometer Entfernung von San Paolo und werde von italienischen Priestern verwaltet. "Bischöfe bitten uns, Priester mit ernsthaften Problemen aufzunehmen. Wir wissen nicht, ob sie Probleme mit der Justiz haben. Man beschuldigt die Kirche, sie vor der Justiz in Schutz zu nehmen. Die Kirche will natürlich keinen Skandal. Das wichtigste ist, den Priestern zu helfen. Das Gefängnis nutzt nicht", betonte Pater Angelo, Leiter der Klinik, in der die Priester rund sechs Monate lang behandelt werden, laut "Corriere". In den vergangenen drei Jahren wurden zirka 80 Priester in die Klinik aufgenommen. Eine Minderheit beschloss, das Priestertum aufzugeben, andere konnten sich wieder in die Reihen der Kirche integrieren. Laut dem Leiter des Zentrums haben mehrere Priester "sexuelle Probleme", aber auch Schwierigkeiten im Umgang mit Geld. Viele von ihnen haben Spielschulden oder sind Kleptomanen, so "Corriere della Sera". Eklat Die brasilianische Zeitschrift "Istoe" (So ist es) hatte dieser Tage mit der Veröffentlichung eines heiklen Berichts über das Phänomen pädophiler Priester für einen Eklat gesorgt. Nach Angaben der Zeitschrift hat Papst Benedikt XVI. Anfang September eine Kommission nach Brasilien entsandt, die die Vorwürfe der sexuellen Vergehen überprüfen soll, für die rund 1.700 Geistliche verdächtigt werden. In mindestens zwei Fällen berichteten zwei Priester über ihre Erfahrungen als Vergewaltiger von Minderjährigen in einem Tagebuch, das von der Zeitschrift veröffentlicht wurde. Laut "Istoe" befinden sich in Brasilien über zehn Geistliche wegen Vergewaltigungen von Kindern in Haft, 40 werden noch gesucht. Laut der Zeitschrift verletzen 50 Prozent der Priester die Keuschheitsgebote, über 200 Priester wurden in psychiatrische Kliniken der Kirche eingeliefert. (APA)