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Didi Constantini hatte eine erfolgreiche Zeit bei der Austria.

Foto: APA/Artinger
Drei Monate lang begnügt sich Arie Haan als Sportdirektor der Austria, im März 2001 ist es so weit, und der Niederländer, als Fußballer zweimal Vizeweltmeister (1974, 1978), löst Heinz Hochhauser als Trainer ab. Frank Stronach hält fest, die Entscheidung sei ihm "schwer gefallen", weil er "höchste Achtung für Hochhauser" habe. Austria-Präsident Georg Sattler: "Ein Schritt in eine gute Richtung."

Haan soll nach englischem Manager-Modell das alleinige Sagen und "eineinhalb Jahre Zeit" haben. Stronach: "Dann müssen wir die Nummer eins sein. Ich lasse Arie das nötige Geld zukommen." Mitte März kann sich Stronach im klubeigenen Online-Sender Viola-TV eine Rückkehr von Herbert Prohaska vorstellen. "Mich würde es sehr freuen", sagt Stronach, "wenn Prohaska Präsident wird." Prohaska: "Mir hat niemand etwas gesagt, ich bin total überrascht." Dabei, dass mit ihm nicht geredet wird, bleibt es.

Im April 2001 begräbt Stronach sein Kugelprojekt ("World of Wonder"), die Konzentration gilt nun dem Plan vom Pferdesportpark in Ebreichsdorf. Und gegen die geringen Zuschauerzahlen im Horr-Stadion will Stronach etwas tun. "Wir haben wenig Parkplätze und keine Anbindung an den öffentlichen Verkehr. Vielleicht kaufen wir Land dazu oder wir bauen gleich ein neues Stadion." Im Mai stellen Haan und Sattler eine "neue Austria-Philosophie" vor, allein der Untertitel der APA-Meldung sagt viel: "Favoritner wollen vermehrt auf heimische Talente setzen; Chilene Moya erster Fix-Zugang". Für 2000/01 kommen alle Maßnahmen zu spät, die Austria wird Fünfter, 18 Punkte hinter Meister Tirol, sie war schlechtestes Frühjahrsteam.

Wieder einmal präsentiert Stronach im Fontana-Club zu Oberwaltersdorf ein Nachwuchs-Konzept, diesmal trägt es den Titel "Der österreichischen Jugend eine Chance". Darin schildert Stronach den Weg von der "Frank-Stronach-Akademie" in Hollabrunn in die Champions League. Er sagt: "Länder, die nichts in den Nachwuchs investieren, werden auf der Strecke bleiben. Statt wie bisher viel Geld für Spieler auszugeben, bilden wir selbst welche heran." Das Konzept sieht eine enge Kooperation zwischen Sportdirektor Haan, Untersiebenbrunn-Trainer Norbert Bari-sits, den Amateuren und den Nachwuchstrainern vor.

Mit einer Gala am 29. Juni 2001 im Rathaus und einem Spiel gegen Bayern München am 15. Juli im Horr-Stadion feiert die Austria den 90. Geburtstag. Bayern siegt durch Tore des ehemaligen Rapidlers Carsten Jancker und des zukünftigen Salzburgers Alexander Zickler mit 2:1. Vor dem Match haben Bayern-Hooligans Schlägereien angezettelt. Die Bilanz: 42 Festnahmen (39 Deutsche, drei Wiener), acht Verletzte, Sachschaden in Höhe von 350.000 Schilling.


Ab zur Europaspitze

Mit dem Ziel, einen internationalen Startplatz zu erreichen, geht Haan in die neue Saison. Einen Monat später ist er beurlaubt, die Austria hat soeben ein Derby (2:1) gewonnen. Stronach setzt Anton Pfeffer und Walter Hörmann als Trainer ein, auch wenn beide noch nicht über die notwendige Euro-Lizenz verfügen. Haan meint, er habe einen "Machtkampf innerhalb des Vereins verloren. Frank hat mir gesagt, dass er das alleine entschieden hat. Das glaube ich aber nicht." Stronach: "Wir wollen zur Europaspitze kommen. Ich bin gewohnt, Erfolg zu haben."

Austria-Präsident Sattler ist laut APA "sichtlich gezeichnet" und sagt: "Die Austria hat mit dem Hauptsponsor einen Vertrag, der Magna berechtigt, Trainer und Spieler auszutauschen. Diesen Vertrag muss ich einhalten." Die Spieler sind geschockt. Michael Wagner: "Das ist wie ein Schlag ins Gesicht." Und Ernst Dospel: "So wie immer. Alles wird über den Haufen geworfen."

Wagner, Christian Mayrleb und Mirza Varesanovic werden zu den Amateuren versetzt, die Austria-Fans protestieren. Am 10. Oktober kommt's vor dem Spiel gegen Tirol zu einem Sitzstreik vor dem Klubsekretariat, ein schwarzes Kreuz mit einem Sarg "ziert" die Westtribüne. Die "Initiative Westtribuene.at" kritisiert auf Flugblättern das Magna-Engagement.

Stronach wünscht sich für die Austria, die "in spätestens zwei Jahren Meister wird", ein Sportdirektorium, dem - erraten - Prohaska angehören soll. Ende November wird bekannt, dass GAK-Sportdirektor Peter Svetits ab 1. Jänner 2002 im Magna-Management arbeiten wird. Stronach trifft sich mit Hörmann/Pfeffer zum Mittagessen, danach sagt Hörmann: "Alles in Ordnung, unser Vertrag läuft bis Saisonende." Drei Tage vor Weihnachten sind Hörmann/Pfeffer als Austria-Trainer Geschichte, und weil Noch-FC-Kärnten-Coach Walter Schachner erst am 1. Juni 2002 antreten wird, sieht sich die Austria nach einem Interimstrainer um. Zwei Tage vor Weihnachten wird Ernst Happels ehemaliger Teamchef-Assistent Didi Constantini präsentiert. Constantini beginnt mit der Austria von Rang sechs weg und will "alles versuchen, um noch in den Europacup zu kommen". (Fritz Neumann, DER STANDARD Printausgabe 29. November 2005)

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