Es mag ja unter urcoolen jüngeren Denkern welche geben, die von der ganzen Nazi-Kiste nichts mehr hören wollen. (Meinungs-) Freiheit auch für einen Holocaust-Leugner wie David Irving wird da gefordert. Einer schreibt als Leitartikel, demnächst werde es ja auch noch ein "EU-Kritik-Verbotsgesetz" geben. Diesen und ähnlichen Freunden eines repressionsfreien Diskurses sei vollkommen unironisch zweierlei empfohlen: Erstens sich das eben erschienene "Auschwitz-Album" (Wallstein-Verlag) kaufen und dort das Foto ansehen, auf dem drei kleine Kinder direkt vom Transport in die Gaskammer stapfen, "ganz in der Haltung von Kindern, die wissen, dass sie jetzt folgsam sein sollen und dass Widerrede keinen Sinn hat" (FAZ).

Zweitens lesen, was der langjährige Präsident der Finanzlandesdirektion Kärnten, Siegfried Lorber, jüngst in der Kärntner Kirchenzeitung veröffentlicht hat: Die (Schul-)Kinder möchten doch nicht mehr ins KZ Mauthausen geführt werden, das "nachweislich erst nach dem Zweiten Weltkrieg für touristische Zwecke errichtet" worden sei.

Holocaust-Leugnung ist aktuelle politische Betätigung. Nicht von irgendwelchen Narren, sondern von Stützen der Gesellschaft. (DER STANDARD, Printausgabe, 29.11.2005)