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Die Instruktion bekräftigt den Zölibats-Kanon 277 des Kirchenrechts, der die Ausübung der Sexualität, gleich welcher Art, bei Priestern ausschließt.
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Rom - Der Heilige Stuhl hat am Dienstag ein umstrittenes Dokument über homosexuelle Priesteramtskandidaten veröffentlicht. Das Dokument mit dem Titel "Instruktion zu den Kriterien zur Unterscheidung von Berufungen bei Personen mit homosexuellen Tendenzen hinsichtlich ihrer Zulassung zum Seminar und zu Weiheämtern" enthält Richtlinien für die Zulassung Homosexueller zur Priesterweihe.

Die Kirche könne "jene nicht für das Priesterseminar und zu den heiligen Weihen zulassen, die Homosexualität praktizieren, tiefsitzende homosexuelle Tendenzen haben oder eine so genannte homosexuelle Kultur unterstützen", heißt es in dem achtseitigen Papier.

Männer mit homosexuellen Tendenzen, die nicht seit mindestens drei Jahren keusch leben, sollen dem Dokument zufolge künftig nicht mehr zu Priestern geweiht werden. Das Dokument wurde am 4. November vom Präfekten der Kongregation für katholische Bildung, Kardinal Zenon Grocholewski, unterzeichnet.

Eine katholische Nachrichtenagentur hatte das Dokument in Italien in der vergangenen Woche bereits vorab im Internet veröffentlicht. Homosexuellen-Verbände hatten den darin enthaltenen Ausschluss homosexueller Männer vom Priesteramt scharf kritisiert. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Mainzer Kardinal Karl Lehmann, hatte die Vorgabe dagegen begrüßt.

"Um des Himmelreichs Willen"

Die Instruktion bekräftigt den Zölibats-Kanon 277 des Kirchenrechts, der die Ausübung der Sexualität, gleich welcher Art, bei Priestern ausschließt. Er verpflichtet die Kleriker zur Ehelosigkeit, indem er sie "zur vollständigen und ständigen Enthaltsamkeit um des Himmelreiches willen" anhält. Dies führt die "Instruktion" mit dem Verweis auf die Erklärungen des Zweiten Vatikanischen Konzils, der Päpste, der Bischofssynoden und des Katechismus im Hinblick auf Homosexuelle aus.

"Schwere Sünden"

Die Abfassung des neuen Dokuments erschien dem Vatikan notwendig, nachdem in einigen Teilen der Weltkirche, vor allem in den Vereinigten Staaten, Seminarleiter dazu neigten, Probleme mit dem Zölibat dadurch vermeiden zu wollen, dass Studenten mit offensichtlich homosexuellen Neigungen als Priesteramtskandidaten akzeptiert wurden. Diese Praxis soll nach päpstlichem Willen aufhören, weil, so die "Instruktion", die "Akte" der Homosexualität "schwere Sünden" seien. Auf bereits zum Priester geweihte Homosexuelle sei das Dokument nicht anzuwenden, meinten Experten.

Heftige Reaktionen

Das Vatikan-Dokument löste auch in Italien heftige Reaktionen aus. Scharfe Kritik erntete es in italienischen Linkskreisen. Parlamentarier der oppositionellen Linksdemokraten, warnten vor einer Verteufelung der Homosexuellen. Der Präsident des italienischen Verbands für die Rechte der Homosexuellen, Arcigay, Franco Grillini, beschuldigte den Vatikan, eine homosexuellenfeindliche Moral zu propagieren, die nicht einmal von der Mehrheit der KatholikInnen geteilt werde.

Gründe

Die Rigorosität des "homophoben" Dokumentes sieht Grillini in den schweren sexuellen Skandalen begründet, in die Repräsentanten der Kirche in den USA, Brasilien, Österreich und anderen Ländern verwickelt sind. Der Vatikan gehe gegen die Schwulen vor, obwohl Homosexualität wenig oder nichts mit den pädophilen Skandalen zu tun habe, an denen laut allseits verfügbarer Statistiken in übergroßer Mehrheit Heterosexuelle beteiligt seien, erklärt Franco Grillini.

"Natürliche Familie"

Die rechtspopulistische Regierungspartei Lega Nord, die sich mit Nachdruck für den Schutz der "traditionellen" Familien einsetzt, begrüßte den Inhalt des Dokuments. In den vergangenen Monaten hatte Lega-Chef Umberto Bossi die Homosexuellen öfters beschuldigt, die Institution der Familie zu untergraben. Sie seien Teil eines groß angelegten Projekts, um im Namen der Globalisierung die "natürliche Familie" zu zerstören. Bossi hatte öfters unterstrichen, seine Partei werde weiterhin in Europa gegen die Anerkennung des Rechts homosexueller Paare, Kinder zu adoptieren, kämpfen. Homosexuellenverbände hatten in Italien bereits gegen die "diskriminierende" Politik der Lega Nord demonstriert. (APA)