Der Giftteppich im nordchinesischen Fluss Songhua kommt Russland immer näher und bedroht dort die Trinkwasserversorgung von mehr als einer Million Menschen. Die russische Umweltagentur rechnete bereits für Mittwoch oder Donnerstag damit, dass die giftige Fracht mit dem Krebs erregenden Benzol die ersten sibirischen Dörfer erreicht.

Das Katastrophenschutzministerium erklärte, die Wasserversorgung der Großstadt Chabarowsk am Amur, in den der Songhua mündet, werde wohl um den 11. Dezember herum betroffen sein. Im Fernsehen waren Bilder zu sehen, wie Geschäfte in der Stadt große Mengen von in Flaschen abgefülltes Wasser verkauften. Wissenschafter nahmen kontinuierlich Proben aus dem halb zugefrorenen Amur. China hat sich bei Russland für die Umwelt-Krise entschuldigt und Hilfen angeboten.

Normalität in Harbin

In der chinesischen Millionen-Stadt Harbin kehrte am Dienstag unterdessen allmählich wieder Normalität ein, nachdem der 80 Kilometer lange Giftteppich die Metropole am Wochenende passiert hatte. Hunderttausende Kinder kehrten in die Schulen zurück. Die Menschen hatten wieder Leitungswasser. Ein Bewohner sagte allerdings, das Wasser sei noch immer gefärbt und wohl nicht trinkbar. "Zuerst war es rot. Jetzt ist es so gelb wie Tee. Es riecht nicht, aber es ist bestimmt noch nicht sauber genug, um es zu trinken", sagte er.

Das Gift ist am 13. November nach einer Explosion in einem Chemie-Werk etwa 400 Kilometer oberhalb von Harbin in den Songhua gelangt. Die Benzol-Konzentration überschritt daraufhin das erlaubte Niveau um das 30fache. Einige Behördenvertreter gehen davon aus, dass das Gift auf dem rund 400 Kilometer langen Weg nach Russland verdünnt wird. Einige Experten wiesen aber darauf hin, dass dieser Prozess durch die teilweise Vereisung des Amur langsamer vonstatten gehe als bei üblicher Fließgeschwindigkeit. (APA/Reuters)