Mehr als ein Jahr nach der Geiseltragödie von Beslan mit 331
Todesopfern hat das Regionalparlament der russischen
Teilrepublik Nordossetien
den Sicherheitsbehörden
mangelhafte Arbeit vorgeworfen. Im dem am Dienstag in
der Hauptstadt Wladikawkas
veröffentlichten Untersuchungsbericht heißt es, die
Arbeit der Sicherheitskräfte
sei mangelhaft gewesen. So
habe es Informationen über einen bevorstehenden Rebellenüberfall gegeben; die Polizei
habe aber nicht verhindert,
dass schwer bewaffnete Terroristen am 1. September 2004
in die örtliche Schule eindrangen und mehr als tausend
Menschen in Geiselhaft nahmen.
Der schwerste Vorwurf betrifft allerdings die Beendigung der Geiselnahme am 3.
September, als bei Gefechten
zwischen Terroristen und Einsatzkräften Hunderte Geiseln
umkamen. Die staatliche Seite
habe unzulässigerweise Panzer, Granatwerfer und Flammenwerfer eingesetzt, sagte
der nordossetische Parlamentsvorsitzende Stanislaw
Kesajew. Dass dies tatsächlich
geschah, allerdings um die
Verluste unter den Eliteeinheiten gering zu halten, bestätigte soeben auch der General
Wiktor Sobolew; seinen Worten zufolge allerdings erst in
der Nacht, als nur noch Geiselnehmer im Gebäude waren.
Augenzeugen widersprechen
dieser Version.
Im Unterschied zum Komitee "Mütter von Beslan" behauptet die Kommission jedoch nicht, dass ein Schuss
der Sicherheitskräfte die katastrophale Befreiungsaktion
ausgelöst habe, wiewohl eine
derartige Variante nicht ausgeschlossen wird. Im Übrigen
wird angemerkt, dass sich die
Angaben aus dem Katastrophenschutzministerium und
der Staatsanwaltschaft nicht
decken. (DER STANDARD, Print, 30.11.2005)