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Christoph Daum folgte flugs auf Walter Schachner.

Foto: Reuters

Wien - Plötzlich schaut Frank Stronach aufs Geld. Als es darum geht, Walter Schachner vom FC Kärnten loszueisen, wartet die Austria lieber darauf, dass Schachners Vertrag in Klagenfurt ausläuft. Der Rücktritt von Austria-Präsident Georg Sattler im Jänner 2002 hat weniger mit der Verpflichtung von Interimstrainer Didi Constantini als mit dem Magna-Engagement von Peter Svetits zu tun. Sattler hilft bei der Suche nach dem Nachfolger, gefunden wird Peter Langer, Exgeschäftsführer von OBI-Österreich.

Die von Stronach angeführte Bundesliga mischt derweil in der Teamchef-Frage mit. Die 20 Klubpräsidenten küren Hans Krankl in einem laut Stronach "deutlichen Votum" zu ihrem Wunschkandidaten für die Nachfolge von Otto Baric, also zum Teamchef. Fast gleichzeitig wird ein neuer ÖFB-Präsident gesucht, Beppo Mauhart dankt im April nach beinahe 18-jähriger Amtszeit ab. Noch im Jänner legt sich der ÖFB-Wahlausschuss auf Friedrich Stickler, Vorstandsdirektor der Lotterien, fest. Stronach und der steirische Schiedsrichterchef Gerhard Kapl nehmen ihre Bewerbungen zurück, Mauhart erklärt seinen Rückzug, um Stronach zu verhindern: Stickler, ein Kompromisskandidat.

Die Liga installiert eine Arbeitsgruppe zum Thema "Überführung von Nachwuchsspielern in die Kampfmannschaften". Anderswo kann Stronach die Produktionskapazität schneller erhöhen, Magna übernimmt im Februar das Grazer DaimlerChrysler-Werk, kann so den Ausstoß auf bis zu 250.000 Autos jährlich steigern.

Die Austria ist bestes Frühjahrsteam, verbessert sich von Rang sechs auf vier, ist europacupreif. Der FC Tirol feiert den dritten Meistertitel in Serie, dann wird ihm die Lizenz entzogen. Stronach erkennt einen "großen Imageschaden für die Bundesliga". Schachner tritt als Austria-Trainer an: "Eine Ehre." Er wünsche sich Geduld, könne den Titel nicht garantieren. "Ein zweiter Platz wäre kein Beinbruch."

Bundesliga-Geschäftsführer Reinhard Nachbagauer bekommt zunächst mit Thomas Kornhoff ein neues Vorstandsmitglied zur Seite gestellt und bald darauf "wegen Kommunikationsschwierigkeiten" den blauen Brief. Die APA zitiert Ex-FPÖ-Klubobmann Peter Westenthaler ("Jeder weiß, dass meine große Leidenschaft dem Fußball gilt") und schreibt, er sei "bekennender Fan von Tabellenführer Austria Wien, dessen Mäzen Frank Stronach gleichzeitig Bundesliga-Präsident ist".

Am vierten Oktober der Knalleffekt in Favoriten: Die Austria, nicht nur Erster (8 Siege, 3 Remis, 1 Niederlage), sondern auch im UEFA-Cup weiter, ersetzt Trainer Schachner durch Christoph Daum, ehedem Stuttgart-Trainer, ehedem deutscher Teamchef in spe, der über eine Kokainaffäre stolperte. Stronach wünscht Schachner "sehr viel Erfolg". Schachner bricht gegenüber dem Kurier in Tränen aus und sagt: "Nie zuvor wurde ich menschlich und sportlich so enttäuscht."

Die Fans protestieren im Internet und vor dem Horr-Stadion, Austria-Vizepräsident Andreas Rudas versteht's. "Frank denkt aber in einer anderen Dimension." Stronach: "Es gibt auch Kinder, die keine Schokoladeneiscreme wollen." Daum: "Das Konzept der Austria ist genau das Richtige für mich." Sein Vertrag soll drei Jahre laufen, laut Focus Online kassiert Daum jährlich drei Millionen Euro. Schachner einigt sich finanziell mit Stronach, landet nach einer Woche beim GAK, hat "den Tiefschlag rascher weggesteckt als erwartet".

Stronachs Wunschkandidat Westenthaler wird Anfang Dezember tatsächlich Bundesliga-Vorstand, Stronach bleibt Liga-Präsident. Austria wird von Porto aus dem UEFA-Cup verabschiedet, geht aber mit 13 Punkten Vorsprung auf Pasching in den Winter. "Die Austria wird einer der besten Klubs Europas", prophezeit Daum, und Bürgermeister Michael Häupl verspricht eine Titelfeier vor dem Rathaus. (Fritz Neumann - DER STANDARD PRINTAUSGABE 30.11. 2005)

Lesen Sie am Donnerstag:

2003: Austria holt das Double,
Daum und Svetits gehen,
Löw kommt, Vastic kommt,
Stronach beschenkt Kartnig.