Die Europäische Union setzt sich zwar dafür ein, die von vielen Forschern als gerade noch "beherrschbar" bezeichnete globale Erwärmung um zwei Grad bis 2100 nicht überschreiten zu wollen. Dazu aber müssten die industrialisierten Staaten bis 2050 ihren Treibhausgasausstoß um mindestens 60 Prozent reduzieren. Das wäre mehr als das Elffache der 5,2 Prozent Reduktion, die das Kyoto-Protokoll bis 2012 erreichen will.
Nur wenn jene Staaten, die für die derzeitigen Klimaveränderungen verantwortlich sind, solche Reduktionsziele mitverfolgten, würden die Schwellenländer wie China, Indien oder Brasilien mit ihrer schnell wachsenden Industrie einen neuen Klimavertrag akzeptieren. Aber schon die USA als größter Verursacher von Treibhausgasen lassen kein Interesse an solchen Reduktionszielen erkennen.
Obwohl die US-Regierung laut Akademie-Präsident May mehr als genug Grund hätte, wirksamer durchzugreifen. Er erklärt, der Treibhauseffekt habe "zahlreiche und ernste" Auswirkungen etwa auf den Meeresspiegel, die Verfügbarkeit von Trinkwasser und die Zunahme von "Extremereignissen" wie Überschwemmungen, Dürren und Wirbelstürmen.
Zerstörte Golfküste
Allein der Hurrikan "Katrina" habe Schäden in Höhe von 1,7 Prozent des diesjährigen Bruttoinlandsprodukts der USA angerichtet. Die US-Golfküste werde Ende des Jahrhunderts möglicherweise "praktisch unbewohnbar" sein.
Auch für Europa gelten schlechte Aussichten. Diesem Erdteil droht einem Bericht der Europäischen Umweltagentur (EUA) zufolge der "schlimmste Klimawandel" seit gut 5000 Jahren. Sollte sich die derzeitige Erderwärmung fortsetzen, könnten "bis zum Jahr 2050 drei Viertel der Schweizer Gletscher weggeschmolzen sein", heißt es im jüngsten Bericht der EUA. Eine weitere Folge werde die Ausbreitung von Wüsten im Süden Europas sein. "Die Bevölkerung des Kontinents könnte sich immer mehr auf Mitteleuropa konzentrieren", sagte die Direktorin der Agentur, Jacqueline McGlade.