Boston/Port-au-Prince - Eine an sich gute Nachricht zum Welt-Aids-Tag, die aber noch auf breite Realisierung in den Staaten der Dritten und Vierten Welt drängt: Die Anwendung einer Dreifach-Kombinationstherapie gegen die Immunschwächekrankheit bei rund 1.000 Betroffenen in Haiti verringerte die Sterblichkeit der Behandelten drastisch - von 70 Prozent innerhalb eines Jahres auf 13 Prozent bei Jugendlichen und Erwachsenen und auf zwei Prozent bei Kindern.

Diese Ergebnisse erbrachte eine Studie mit 910 Jugendlichen und 94 Kindern, die von einer Wissenschaftergruppe aus Port-au-Prince in der neuesten Ausgabe des angesehenen "New England Journal of Medicine" (1. Dezember) veröffentlicht wird. Dr. Patrice Severe und seine Co-Autoren: "Die Ein-Jahres-Überlebensrate von Erwachsenen und Kindern mit Aids ohne antiretrovirale Therapie betrug in Haiti 30 Prozent. Diese Behandlung konnte in Haiti und anderen Entwicklungsländern erst vor kurzem Patienten zugänglich gemacht werden."

Die Studie

Die Wissenschafter nahmen 1.004 Patienten - davon 94 Kinder im Alter von unter 13 Jahren - in eine Studie auf. Am Beginn lag bei den Probanden die Zahl der CD4-Zellen pro Kubikmillimeter Blut bei nur noch durchschnittlich 131. Das bedeutet bereits eine erhebliche Einschränkung der Immunabwehr. Verwendet wurden vor allem die Aidsmittel AZT (Zidovudine), Lamivudine und Efavirenz - also eine Kombinationstherapie aus HIV-Polymerase- und -Protease-Hemmstoffen. Finanziert wurden die Behandlungen aus internationalen Hilfsgeldern. Zu 90 Prozent wurden dabei von der Weltgesundheitsorganisation WHO bereitgestellte Nachbaupräparate (Generika) verwendet.

Nach einem Jahr stellte sich heraus, wie gut die Resultate einer solchen Therapie sein können: Von den 910 Erwachsenen und Jugendlichen starben innerhalb eines Jahres 127. Das ergab eine Überlebensrate von 87 Prozent. Von den 94 behandelten Kindern erlagen zwei der Immunschwäche. Das bedeutete eine Überlebensrate von 98 Prozent. Bei 102 der Erwachsenen und bei fünf der Kinder traten Nebenwirkungen auf, welche die Dosierung der Medikamente limitierten.

Erfolg trotz geringerer Standards als in reichen Ländern

Die Fachleute: "Dieser Bericht dokumentiert, dass man auch in einem armen Land eine große Zahl von Patienten mit einer Aids-Therapie versorgen kann. Insgesamt sind die Erfolge genau so gut wie in den Vereinigten Staaten. Unsere Ergebnisse sollten auch die internationalen Anstrengungen unterstützen, die antiretrovirale Therapie Patienten in den Entwicklungsländern zugänglich zu machen."

Allerdings, die meisten weltweit rund 40 Millionen Aids-Infizierten haben weiterhin keine Chance, zu der Therapie zu kommen. Allein in diesem Jahr sterben weltweit rund 3,1 Millionen Menschen - die meisten in den Entwicklungsländern - an Aids. (APA)