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In der Steiermark sollen Eiweißmoleküle Böden frostsicher machen.

Foto: AP/Greg Baker
Graz - Das Einsatzspektrum von Enzymen im medizinischen und im Nahrungsmittelbereich ist groß. In der Steiermark sollen nun diese Eiweißmoleküle, die als Biokatalysatoren chemische Reaktionen beschleunigen, auch im ländlichen Straßenbau eingesetzt werden, um Böden frostsicher zu machen. Laut der Abteilung für Straßeninfrastrukrur der Steiermärkischen Landesregierung sei damit beim Straßenbau eine Zeitersparnis bis zu 50 Prozent möglich.

Der Einsatz von Enzymen wird derzeit auf zwei oststeirischen "Teststrecken", der Landesstraße L456 bei Hartberg und der Landesstraße L357 in Gutenberg bei Weiz erprobt, hieß es am Donnerstag in einer Mitteilung des Landespressedienstes. Sie werden vor allem eingesetzt, um beim Straßenbau Bodenuntergründe tragfähig und frostsicher zu machen - und zwar, indem sie chemische und chemisch-physikalische Prozesse im vorhandenen Untergrund aktivieren. Bei den Enzymen handelt es sich um Nebenprodukte der Zuckerproduktion, die Idee dazu stammt aus Amerika. Nun vertreibt auch ein Linzer Anbieter diese Biokatalysatoren, so Heinz Rossbacher von der Landesabteilung im Gespräch mit der APA.

Enzymarbeit

Nach dem Einbringen der Enzyme in den Boden würden diese in dessen innere Struktur eindringen und eine rasche Verdichtung des Untergrundes durch die Verkittung - die feste Bindung der im Boden vorhandenen Mineralstoffe - bewirken. Dadurch werde die Oberflächenspannung des im Boden enthaltenen Wassers verringert und damit die Frostsicherheit der Fahrbahn gewährleistet.

70 Prozent der Materialverdichtung als Grundlage der notwendigen Bodenfestigkeit werden bereits nach drei Tagen erreicht, zeigten erste Versuche. Nun will man die Methode und ihre Wirkung erst einmal mehrere Jahre beobachten. Bei gleichem Budgetaufwand sollte eine Zeitersparnis im Straßenbau von bis zu 50 Prozent möglich sein. Weitere Kosten würden eingespart, weil die durch den bisher notwendigen Materialaustausch nötigen Transporte entfallen würden.

Menge

Zur Herstellung von rund 630 Kubikmeter Untergrundmaterial benötigt man nur 19 Liter des vollbiologischen Konzentrats. "Bei durchschnittlichen Randbedingungen kann der Schlussbelag sofort aufgebracht werden", schildert Robert Rast, Leiter der Fachabteilung des Landes einen weiteren Vorteil von Enzymen im Straßenbau. In der Steiermark will man die neue Methode vor allem im Bau von Landstraßen und ländlicher Wege einsetzen, da bisher der Bauaufwand einer verhältnismäßig geringen Verkehrsdichte gegenüberstand und viele Projekte auf Grund der Kosten lange aufgeschoben werden mussten. (APA)