Frankfurt - Mit ihrer ersten Zinserhöhung seit fünf Jahren will die Europäische Zentralbank (EZB) dem Albtraum jeder Notenbank frühzeitig begegnen: den Zweitrundeneffekten. Das Wortungetüm steht für eine verhängnisvolle Spirale aus steigenden Preisen und Löhnen, ausgelöst durch hohe Energiepreise.

Die Gefahr droht von zwei Seiten. Zum einen, wenn Unternehmen die höheren Energiekosten auf ihre Preise aufschlagen und so an die Verbraucher weiterreichen.

Zum anderen, wenn Gewerkschaften kräftige Lohnsteigerungen durchsetzen, um den von steigenden Energie- und Benzinkosten ausgelösten Kaufkraftverlust der Arbeitnehmer auszugleichen. Haben Arbeitnehmer mehr Geld in der Tasche, könnte dies den Handel zu Preiserhöhungen verlocken und die Inflation verfestigen.

Das Phänomen von Zweitrundeneffekten trat vor allem in den siebziger Jahren auf. Damals hatten die Tarifparteien während der Ölkrisen mit hohen Lohnabschlüssen auf die kletternden Energiepreise reagiert. Dies führte in einigen europäischen Ländern zu zweistelligen Inflationsraten und einer massiven Gefährdung der Preisstabilität.

Trotz der hohen Öl- und Benzinpreise sind in diesem Jahr Zweitrundeneffekte wegen der Flaute am Arbeitsmarkt weitgehend ausgeblieben. Die Gewerkschaften können kräftige Lohnsteigerungen nur schwer durchsetzen. (APA/dpa)