Foto: Der Standard
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Die Stoffe sind bunt, sie glitzern und schimmern und funkeln und glänzen. Manche von ihnen muten afrikanisch an und manche ein bisschen wie von Hundertwasser. Oder von Gustav Klimt. Nur dass dessen weit wallende Gewänder so gar nichts mit dem zu tun haben, was Peter Pilotto ansonsten macht: mit dessen enger Schnittführung und den körperbetonten Silhouetten, den Wickeltechniken oder den ausgefallenen Draperien an den Ärmeln. Der 28-jährige Tiroler Peter Pilotto studierte in Antwerpen. Das sieht man seiner Mode auch an.

Hier schloss er vor nunmehr zwei Jahren als Jahrgangsbester sein Studium an der Modeakademie ab, hier lebt er auch heute. Auch wenn er jetzt bereits zum zweiten Mal in Paris seine Kollektion zeigte. "Natürlich bin ich Österreicher", sagt er, "aber modemäßig ist Antwerpen einfach ein besseres Pflaster." Die Kontakte und die Produktionsbedingungen, die Nähe zu Paris und die Inspiration durch die fabelhaften belgischen Designer: Das alles hält Pilotto in Belgien. Neben rund einem Dutzend anderer Läden - weltweit - verkauft er seine Kollektion hier im Shop von Walter Van Beirendonck - einem seiner Lehrer. Und das ziemlich gut: "Ich halte große Stücke auf Peter", erzählt Beirendonck, "wie er mit der österreichischen Tradition umgeht, das ist einfach fantastisch."

Beschäftigung mit der Tracht

Die Auseinandersetzung mit der Tracht ist eine Konstante in Pilottos Schaffen, der Reichtum der Kulturen, das, was er mit seinen Modekreationen vermitteln will. "Das Zusammenspiel der Farben ist nirgends so gut gelöst wie in traditionellen Trachten", erklärt er, "da kann man einiges davon lernen." Das hat Pilotto bereits in seiner frühesten Jugend getan: Aufgewachsen in Wörgl, war der Kontakt zur Modeszene schon durch seine Eltern gegeben: Sie besitzen ein Geschäft, in dem man in den Achtzigern jene Designer kaufen konnte, die es sonst damals in Tirol nirgends gab: "Romeo Gigli war darunter oder Dolce & Gabbana." Mit 18 ging Pilotto dann nach London, zu Vivienne Westwood, deren Londoner Schaufenster er für drei Jahre dekorierte - Westwood ist auch heute noch Pilottos Lieblingsdesignerin. In Antwerpen landete er anschließend, weil "die dortige Schule eine so gute Reputation besaß und ich schlichtweg auch das Modehandwerk lernen wollte".

Grafische Poetik

Mit den Antwerpener Designern, deren konzeptioneller Strenge, identifiziert sich Pilotto aber nur bedingt. Das sieht man auch seiner gerade in Paris präsentierten aktuellen Kollektion an - sie erarbeitete er zusammen mit seinem Partner Christopher De Vos: Sparsamer in der Ornamentik, ist es eine reduziertere - und wohl auch verkäuflichere - Kollektion geworden. Wieder sind es die grafischen Muster, die ins Auge stechen, sie sind ungemein poetisch, verwischen die Grenzen zwischen Schmuck- und Textilelementen. "Wenn ich ein Outfit designe, ist es, wie wenn ich ein Bild malen würde", sagt Pilotto, "die Textur der Stoffe, die Kombination der Farben, das sind meine Ausgangspunkte." Müsste man für die byzantinische Kunst eine Entsprechung in der Mode finden, Pilotto wäre eine gute Adresse.

Mode-Installation

Der visuelle Zugang zu seiner Arbeit spiegelt sich auch in der Präsentation der Kollektionen wider, allesamt ausgeklügelte Installationen, die die Aura der Mode wiedergeben. Die Installation, die er für seine Abschlusskollektion erarbeitete, wanderte sogar ins Museum Boijmans Van Beuningen nach Rotterdam. Für die jetzige Präsentation installierte er einen Garten Eden. "Mein nächstes Ziel ist eine eigene Modeschau auf einer der großen Schauen", erzählt Pilotto, eine, die glitzert und funkelt. Wie könnte es auch anders sein. (Stephan Hilpold/Der Standard/rondo/01/12/2005)