Wien - Die Wiener Städtische Versicherung startet am Freitag die größte Kapitalerhöhung (bis zum 16. Dezember) einer österreichischen Versicherung an der Wiener Börse. Die jungen Aktien, deren Kurs am 16. Dezember fixiert wird, werden maximal 54 Euro kosten, am Donnerstagnachmittag lag der Kurs bei knapp 48 Euro. Gemessen am aktuellen Börsenkurs ist die Transaktion eine Milliarde schwer, davon würde die Städtische 860 Mio. Euro direkt bekommen, den Rest ihr Eigentümer, der Städtische Verein auf Gegenseitigkeit, der ebenfalls Aktien aus dem eigenen Besitz verkauft.

Städtische-General Günter Geyer betonte am Donnerstag bei einer Pressekonferenz, dass Privatanleger eine bevorzugte Zuteilung für bis zu 250 Aktien erhalten. Das Bezugsverhältnis lautet 14 zu drei - 14 alte Aktien berechtigen zum Bezug von drei neuen Aktien. Die Aktien werden in Österreich privaten und institutionellen Investoren angeboten und außerhalb Österreichs einschließlich den USA institutionellen Investoren. Bei den Roadshows teilt sich der Vorstand: die Gruppe um Geyer übernimmt Österreich und Deutschland; Beteiligungs-Chef Martin Simhandl und Crew betreuen die EU-Länder, Skandinavien und die USA.

Akquisitionen

40 bis 50 Prozent des frischen Kapitals will Geyer für bereits getätigte Käufe - wie jüngst in Polen - und für neue Akquisitionen verwenden, 30 Prozent für das organische Wachstum vor allem in Zentral- und Osteuropa. Dort ist die Städtische bereits in 17 Ländern vertreten. Geyer will in all diesen Ländern - gemessen am Marktanteil - zumindest unter den ersten fünf Versicherungen vertreten sein, "wenn möglich aber unter den ersten drei". Die Städtische agiere dabei "bewusst mit einer Mehrmarkenstrategie und nimmt Rücksicht auf die regionalen Wünsche", betonte Geyer. Sehr ambitionierte Ziele hat die Städtische auch beim Ergebnis: Für 2007 wird ein Gewinn vor Steuern von 280 bis 320 Millionen Euro (heuer 220 Mio. Euro) angepeilt. "Und Sie wissen: Wir sind bei unseren Prognosen immer sehr konservativ", so der Städtische-Chef. Ein Drittel des Gewinns soll 2007 bereits aus den Ländern Zentral- und Osteuropas kommen. Die Eigenkapitalrentabilität (ROE) vor Steuern soll bis 2007 von derzeit 20 auf 24 bis 26 Prozent gesteigert werden, die Dividende mindestens 30 Prozent des Jahresüberschusses betragen, so Geyer.

Geringe Beteiligung durch Hauptaktionärin

Die Hauptaktionärin der Städtischen, die Wiener Städtische Wechselseitige Versicherungsanstalt-Vermögensverwaltung, wird sich an der Kapitalerhöhung nur in geringem Ausmaß beteiligen. Dadurch sinkt ihr Anteil von 89 auf rund 73 Prozent, im Gegenzug steigt der Streubesitz auf rund 27 Prozent.

Durch ihren frühen Start der Städtischen in Zentral- und Osteuropa und der nunmehrigen Kapitalerhöhung habe die Städtische in den kommenden 20 bis 30 Jahren eine zweifache Chance, von dem "Drive" in diesen Ländern zu partizipieren, sagte Geyer. "Eine solche Chance wird es in den nächsten 40 bis 50 Jahren nicht mehr geben." Die zweifache Chance ergebe sich aus dem steigenden Lebensstandard und andererseits aus der zunehmenden Versicherungsdichte. Allein die Verdoppelung der Prämienleistungen pro Kopf von derzeit rund 150 auf 300 Dollar würde für die Städtische zu einer Prämiensteigerung in mehrfacher Milliarden-Euro-Höhe führen. Claudia Ruff, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 2.12.2005)