Bild nicht mehr verfügbar.

Der "Bertha von Suttner Hof" steht im 4. Wiener Gemeindebezirk.
Foto: APA/GUENTER R. ARTINGER
Wien - Mit einem Festsymposium an der Diplomatischen Akademie in Wien haben das Außenministerium und das Ministerium für Gesundheit und Frauen am Montag die Friedensnobelpreisträgerin Bertha von Suttner gewürdigt. Die 1843 in Prag geborene Gräfin Kinsky erhielt die Auszeichnung vor 100 Jahren als erste Frau.

"Beispiel für Frauen"

Frauenministerin Maria Rauch-Kallat (V) würdigte Suttner als "wahrhaft große Tochter Österreichs" und "erste große Friedensaktivistin in Europa". Sie habe in einem Spannungsfeld gelebt, das typisch für die Frauen der Zeit gewesen sei; sie habe trotzdem den Durchbruch geschafft. Rauch-Kallat: "Bertha von Suttner ließ sich nicht entmutigen, für den Frieden zu leben. An dieser Haltung sollten sich die Frauen von heute ein Beispiel nehmen."

"Frauen spielen oft eine Schlüsselfigur bei der Friedenssicherung", sagte der Generalsekretär des Außenministeriums, Johannes Kyrle. Er verwies auf die zahlreichen Veranstaltungen zu dem Friedensnobelpreisjubiläum im Rahmen der österreichischen Auslandskulturarbeit 2005/06 in mehr als 30 Ländern. So sei eine Ausstellung über Suttner unter anderem in Neu Delhi und bei der UNO in New York gezeigt worden. Im März werde ein vom Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss und dem Europäischen Ausschuss der Regionen genutztes Gebäude in Brüssel wieder in Bertha-von-Suttner-Gebäude umbenannt.

Hamann: "Keine Träumereien"

Die Historikerin Brigitte Hamann, Autorin einer Suttner-Biografie, beschrieb die Friedensnobelpreisträgerin als Frau die "ganz realistisch und konkret" gedacht und sich im Gegensatz zu anderen AktivistInnen der damaligen Friedensbewegung "nicht in Träumereien verstiegen" habe. Für ihren Roman "Die Waffen nieder!", der zur Popularisierung der Friedensidee beitrug, habe Suttner Kriegsveteranen stundenlang befragt, um der Realität auf den Schlachtfeldern gerecht zu werden. Das Buch im Stil eines Frauenromans sei damals zugleich ein großer Erfolg und wegen der "grausigen Details" ein Skandal gewesen.

Verhältnis zur damaligen Frauenbewegung

Als Suttner bei einem Friedenskongress in Rom unvorbereitet und frei vor tausenden TeilnehmerInnen gesprochen habe, sei sie - so Hamann weiter - zur "großen Dame der internationalen Friedensbewegung" geworden, die sich im Zeitalter des Nationalismus für übernationale Netzwerke ausgesprochen hat. Das Verhältnis der geborenen Gräfin zur sozialistischen Friedensbewegung sei von "einer tiefen Kluft" geprägt gewesen. "Schwierig" sei auch ihr Verhältnis zur Frauenbewegung gewesen, erklärte die Historikerin. Suttner habe ihre ganze Kraft auf die Friedensbewegung konzentrieren wollen; sie habe im Gegensatz zu vielen Feministinnen nicht geglaubt, "dass Frauen friedensfähiger sind als Männer". (APA)