Ton, Fotos, Video - von der Couch aus zu bedienen: Den erwarteten Entertainment-Mac fürs Wohnzimmer gibt es de facto bereits seit Kurzem mit "Front Row". Fehlt nur noch ein TV-Rekorder.

Bild: Standard/Apple

Wie stets einen Monat bevor "seine Steveheit" (Apple-Chef Steve Jobs) mit dem Sätzchen "und da ist noch was" Apples wichtigste Showbühne betritt, die Macworld Anfang Jänner in San Francisco, wuchern Gerüchte auf Fansites wie Unkraut.

Intel-Prozessor

Das plausibelste, das unter anderem der für sein Insiderwissen von Apple früher bereits verklagte Think Secret verbreitet: Aus dem Mac mini wird eine Unterhaltungskiste für das Wohnzimmer – Musik, Bilder, Video und TV-Rekorder in ansprechender Verpackung, bequem von der Couch aus zu bedienen. Dessen Herz soll bereits ein Intel-Prozessor sein, ein Wechsel, der offiziell erst für Juni angekündigt ist.

Bausteine

Die Bausteine dafür sind de facto bereits vorhanden, was in der iPod-Manie des Herbstes, mit dem Minigerät "Nano" und den videotauglichen "großen" iPods unterging. Denn mit neuen iMacs brachte Apple auch eine völlig neue Benutzeroberfläche samt Fernbedienung auf den Markt, "Front Row" getauft (quasi erste Reihe fußfrei, im Bild), eine überdeutliche Anspielung auf den Einsatz im Wohnzimmer. Dabei verschwindet das übliche Computergesicht völlig hinter einfachen Ikonen und riesigen Menüpunkten, ähnlich der Bedienung eines DVD-Players, mit einer kleinen, sechsknöpfigen Fernbedienung ohne Keyboard oder Maus zu steuern.

Entertainmentbox

"Es ist eine zentrale Frage für alle: Wie weit geht die digitale Integration, wird es einen Mac im Wohnzimmer geben?", sagt Ronald Tremmel, seit Juni Geschäftsführer von Apple Österreich. "Der Mac mini ist ein Schritt, um Content ins Wohnzimmer zu bringen und von dort aus auch Video zu steuern." Ob es wirklich einen dedizierten "Mac Wohnzimmer" geben wird, weigert sich Tremmel jedoch zu beantworten – in guter Apple-Disziplin, berühmt für Stillschweigen zu Produktstrategien. Aber er hält den Weg zu einer universellen Entertainmentbox daheim für komplexer, als nur ein Gerät zu entwickeln: "Man geht nicht einfach ins Wohnzimmer, sondern wir brauchen Bausteine, um die Verwendung von Macs daheim einfacher zu machen. Front Row ist ein solcher Schritt, aber es hat nach wie vor Ecken und Kanten", erklärt Tremmel.

Video

Nebst technischen "Ecken und Kanten" fehlt noch ein Puzzlestück: Zwar kann Video über den umgebauten iTunes Music Store online gekauft werden (eine Reihe von Content-Lieferanten sollen Angebote bei der Macworld bekannt geben, sagt die Küche). Aber der einfachste Weg zu Video – TV-Aufzeichnung – benötigt derzeit noch Zubehör von Elgato (EyeTV) oder dem Festplattenrekorder TiVo. Auguren lesen darum viel in den Umstand hinein, dass der frühere Elgato-CEO Freddie Geier vor Kurzem Chef von Apple Deutschland wurde.

Preis-Leistungs-Verhältnis

Und der Umstieg auf Intel? "Der offizielle Termin ist Juni", mauert Tremmel, Gerüchte kommentiere er nicht. Ohnedies würden die Auswirkungen auf den Markt überschätzt: "Wir wachsen stärker als der Markt, da gibt es auch keine Dellen. Für Consumer ist es wenig relevant, was unter der Haube ist, da muss das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmen, das wird durch den Umstieg auf Intel nicht entwertet." Daran glauben offenbar auch Analysten: Nach einem Rekordumsatz von rund 14 Mrd. Dollar 2004/05 sieht Richard Gardner von Citigroup das Unternehmen 2006 bereits bei 20 Mrd. Dollar – ach ja: Auch Gardner glaubt an einen Intel-Mac im Jänner.(Der Standard Printausgabe, 3./4.12.2005, Helmut Spudich)