Kärnten: Zoff zwischen Haider und SPÖ

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Klagenfurt - Die Töne in der Kärntner orange-roten Koalition werden immer härter. Am Sonntag setzten Jörg Haiders Orangen die Attacken auf die neue SPÖ-Chefin Gaby Schaunig und deren Ehemann Hans fort. In ganzseitigen Inseraten in Kärntner Medien wurde die Vergabe zweier Aufträge über eine Tonanlage für die Klagenfurter Seebühne in der Höhe von mehr als fünf Millionen Schilling angeprangert. Die Tonanlage war von der Firma PKE Elektronics, bei der Hans Schaunig als Prokurist fungiert, im Jahre 2000 geliefert und 2001 parallel zur Vergrößerung der Zuschauerreihen auf der Seebühne erweitert worden.

Unter dem Titel "Seebühne: Schaunig-Kandut kritisiert - ihr Mann kassiert!" und dem Bild des lachenden Ehepaares soll die "Doppelbödigkeit" der SPÖ-Chefin aufgezeigt werden. "Die Optik ist fatal", heißt es im Inserat, "während sie die Seebühne versenken will und deren Tonanlage als mangelhaft bezeichnet, ist just ihr eigener Mann Prokurist jener Firma, welche die Tonanlage auf der Seebühne installierte."

"Letztklassig"

Um den roten Koalitionspartner zusätzlich zu demütigen, wurde das Inserat auch in der SP-nahen Kärntner Tageszeitung geschaltet. Gaby Schaunig kontert darin ihrerseits mit einem Interview und wirft Haider "Verschwendung" von Steuergeld für Werbeeinschaltungen sowie "Freunderlwirtschaft" in landesnahen Gesellschaften vor, die die SPÖ nicht mehr mittragen werde. Die Inserate bezeichnete Schaunig als "letztklassig": "Ich frage mich, wer als Nächster drankommen wird, vielleicht wird man bald meinen Vater oder meine Mutter attackieren." Schaunig und ihr Mann wollen klagen.

Haider wiederum beklagte sich in der Kleinen Zeitung über seine Koalitionspartnerin Schaunig, die ihm nicht einmal mehr die Hand gebe: "Ich strecke die Hand aus. Wir brauchen keine Hassprediger."

Die Kärntner SPÖ steht geschlossen hinter ihrer Vorsitzenden. Die SPÖ-Bezirkschefs reagierten heftig auf die BZÖ-Attacken gegenüber der Familie Schaunig. Der Villacher Bezirkobmann und Landesrat Reinhart Rohr erteilte Haider in einem offenen Brief einen "Ordnungsruf": "Haben Sie doch den Mut, zu sagen, dass Sie den geschlossenen Arbeitsvertrag für Kärnten nicht mehr fortführen und deshalb aussteigen wollen." Auch die anderen Bezirkschefs sprachen von "letztklassigen, niveaulosen und niederträchtigen Anschüttungen". Die SPÖ werde sich aber nicht mundtot machen lassen. Der Versuch, einen Zwist in die SPÖ zu tragen und sie zur Aufkündigung der Koalition zu nötigen, werde nicht funktionieren. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 5.12.2005)