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STANDARD: Hedgefonds werden heute "Heuschrecken" genannt. Was sagen Sie dazu?

Baha: Dieser generelle Vergleich ist völlig falsch und stammt von Leuten, die sich noch nie mit der Systematik auseinander gesetzt haben. Nur ein Bruchteil der rund 8700 Hedgefonds weltweit, die eine Billion US-Dollar verwalten, investieren in krisengeschüttelte Unternehmen. Trendfolger wie Superfund haben damit gar nichts zu tun. Als Futures-Fonds-Manager arbeitet Superfund mit voll automatischen Handelssystemen, die weltweit an mehr als 100 verschiedenen Märkten aktiv sind. Investiert wird in Futures, das sind die liquidesten Instrumente am Kapitalmarkt.

STANDARD: Experten gehen davon aus, dass zumindest 20 Dollar bei der Ölpreisspitze von rund 60 Dollar von Hedgefonds verursacht wurden. Volkswirtschaftlich hat das einen hohen Schaden gebracht.

Baha: Das ist faktisch falsch. Lediglich zehn Prozent der Hedgefonds handeln mit Energiewerten. Was Fonds bei Öl bewegen können, ist verschwindend im Vergleich zu dem, was von Fluglinien, Erdöl verarbeitenden Firmen und Öl fördernden Staaten gehandelt wird.

STANDARD: Woher kommt der schlechte Ruf?

Baha: Hedgefonds wurden zuletzt politisch motiviert zum Spielball der Medien. Tatsache ist, dass die Bedeutung von Hedgefonds innerhalb der letzten Jahre zweifelsohne ganz stark zugenommen hat, wovon viele Gesetzgeber überrascht wurden. Daher gibt es in etlichen Ländern keine klaren Richtlinien und Hedgefonds fallen zum Teil in einen regulierungsfreien Raum. Deshalb fordert Superfund vehement ein einheitliches europäisches Gesetz für Alternative Investments.

STANDARD: Immer wieder attackieren Hedgefonds Unternehmen, weil ja auch bei einem Kursverfall Gewinne erzielt werden können.

Baha: Dieser Hedgefonds-Stil - Distressed Securities - hat nichts mit Trendfolge und somit mit unserem Stil zu tun. Generell kann man aber sagen, dass solche Fonds nicht anderes machen als Sanierer auch: einen harten, effizienten Sanierungskurs zu verfolgen.

STANDARD: Wie könnte mehr Transparenz geschaffen werden? Hedgefonds leben ja von ihrer geheimen Strategie?

Baha: Wir haben zusammen mit Susanne Kalss von der Wirtschaftsuniversität Wien, eine der führenden europäischen Kapitalmarktexperten, ein Positionspapier erstellt. Es gibt kaum transparentere Fonds als unsere. Superfund wird in Ländern wie den USA von den strengsten Aufsichtsbehörden der Welt geprüft, unsere Fonds sind in Amerika auch zum öffentlichen Vertrieb zugelassen. Zusätzlich werden die Kurse und sämtliche Transaktionen aller Fonds monatlich von führenden Wirtschaftsprüfungsgesellschaften wie KPMG oder Ernst & Young geprüft. Dass wir trotzdem nicht jedes Detail unserer Handelsstrategie publik machen, ist ebenso verständlich wie bei der Coca-Cola Company, die ihre Rezeptur auch nicht preisgibt.

STANDARD: Was soll alles geregelt werden?

Baha: Ziel eines Gesetzes muss eine Gleichstellung alternativer Investments mit klassischen Fonds sein. Denn Hedgefonds haben eine bessere Sharpe-Ratio als Aktienfonds, das heißt, sie sind für den Investor weniger riskant. Zentrale Punkte: erstens die Marktzugangskontrolle und regelmäßige Aufsicht durch die FMA als zentrale Kapitalmarktbehörde; zweitens Prospektpflichten bei erstmaligem öffentlichem Angebot. Darin sollte die Offenlegung der Anlagestrategie, die einsetzbaren Instrumente sowie die Kosten enthalten sein. Drittens kontinuierliche Informationen in Form von Quartals-, Halbjahres- und Jahresberichten, Prüfungsberichten sowie ausreichende Kurspublizität.

STANDARD: Superfund fährt eine Werbelinie, die sich auch an Kleinstsparer richtet. Sind Hedgefonds dafür geeignet?

Baha: Wir richten unsere Produkte an Anleger, die ihr klassisches Portfolio, das vielleicht aus Aktien, Anleihen und Immobilien besteht, um eine professionelle Risikoabsicherung erweitern möchten. Mit den Superfund-Fonds können auch kleinere Wertpapierportfolios entsprechend der Modern-Portfolio-Theorie von Harry Markowitz gegen Verluste abgesichert werden. Der Nobelpreisträger hat gezeigt, dass die Beimischung eines Hedgefonds das Gesamtrisiko eines Portfolios deutlich verringert und gleichzeitig die Performance erhöht.

STANDARD: Wo sehen Sie im kommenden Jahr das meiste Potenzial?

Baha: Wir stehen am Beginn eines gewaltigen Rohstoff-Booms. Vor allem Platin, Gold und Silber werden neue All-Time-Highs erleben. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 5.12.2005)