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Fälle von Verrechnungsscheckbetrug mehren sich. Das Bundeskriminalamt warnt. Vorsicht sei geboten, wenn bei Geschäften der Kontakt nur via Webmailadressen erfolgt. Bei Western Union reagiert man besorgt auf diese neue Masche.

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Wien - Auch Betrüger stehen im Wettbewerb - und müssen ihre Tricks variieren, um neue Opfer zu finden. Derzeit grassiert in Österreich eine ausgefeiltere Masche des Scheckbetruges, fast jede Woche registriert die Exekutive einen Fall. Schutz beim Bargeldtransfer in das Ausland gibt es kaum.

Die Grundvariante der Malversation ist simpel: Bei einer Internetauktion, einem normalen Verkauf oder einer Hotelreservierung wird eine Bezahlung per Scheck vereinbart. Der ist überdotiert, und der Absender bittet den Empfänger, den "irrtümlich" zu viel gesandten Betrag nach der Einlösung per Bargeldüberweisung an einen Dritten zu schicken. Das Problem: Wenn man einen Verrechnungsscheck auf sein Konto gutschreiben lässt, steht am Kontoauszug zwar die Summe, verfügbar ist das Geld aber noch nicht. Gewöhnlich platzt der Scheck, das überwiesene Bargeld ist weg.

Die Betrüger stehen meist vor einer Schwierigkeit: Wie sollen sie jemanden dazu bringen, einem Dritten Geld zu überweisen? Erik St., ein 32-jähriger Wiener, hat jüngst Erfahrung damit gemacht, wie derzeit vorgegangen wird. Er hatte sein Auto zum Verkauf in einem Anzeigenblatt inseriert. "Per E-Mail hat sich ein Professor Peters aus den USA gemeldet, der wissen wollte, was der Wagen kosten soll", schildert der Angestellte den Beginn des Betrugsversuchs, dem er nicht aufgesessen ist.

Nach einigem E-Mail-Verkehr einigte man sich auf den Preis und die Übergabemodalitäten. Er könne leider nicht selbst kommen, bedauerte Peters, werde aber einen Spediteur in Griechenland mit der Abholung des Wagens und dessen Verschiffung über den Atlantik beauftragen. Bei Herrn St. landete ein überdotierter Verrechnungsscheck, die überschüssigen 4000 Euro möge er doch bitte dem Spediteur via Western-Union-Bargeldtransfer übermitteln, ersuchte der angebliche Autokäufer. An diesem Punkt stieg der Wiener dann aus dem Geschäft aus. "Der betreffende Herr wurde danach direkt penetrant, er rief an, fragte in gebrochenem Englisch, wann ich das Geld jetzt schicke und so weiter", berichtet Erik St.

Sein Versuch, die Sache beim Bundeskriminalamt einen Beamten zu melden, war wenig erfolgreich. "Ein Herr sagte zwar, dass man zuständig, aber hoffnungslos überbelastet sei. Ich solle bei einer normalen Polizeidienststelle eine Anzeige machen."

Dass in den vergangenen Wochen mehrere Fälle des Verrechnungsscheckbetruges bekannt geworden sind, bestätigt Bundeskriminalamtssprecher Gerald Hesztera.

E-Mail aus Nigeria

Die Täter operieren hauptsächlich von England oder Nigeria aus, meint er. Vorsicht sei geboten, wenn der Kontakt nur via Webmailadressen zustande kommt. Und ein Scheck bedeute eben nicht automatisch Geld.

Bei Western Union ist man sich des Problems, von Betrügern ausgenutzt zu werden, offenbar bewusst. So finden sich auf der Homepage eigene FAQs zum Thema Betrug. "Unsere Mitarbeiter sind auch angehalten, die Kunden darauf hinzuweisen, kein Geld an Unbekannte zu schicken, da wir keine Haftung übernehmen", so eine Mitarbeiterin.

Zusätzlich gebe es Schulungen, um Ausweisfälschungen, mit denen sich die Empfänger legitimieren, zu erkennen. "Leider gibt es gerade in England und Südeuropa Banden, die mit sehr, sehr guten Fälschungen agieren", gesteht die Western-Union-Angestellte ein. Das Unternehmen sei aber eben auf Bargeldtransfer ohne Konten spezialisiert, die Einführung eines Treuhandservices, bei dem Geld erst nach dem O. K. des Absenders ausbezahlt wird, ist derzeit daher nicht angedacht. (Michael Möseneder, DER STANDARD - Printausgabe, 5. Dezember 2005)