Nach diesem Szenario sollten polnische und DDR-Truppen in Norddeutschland und Dänemark landen. Darauf würde die NATO - so das Kalkül der östlichen Militärplaner - mit einer Salve Atomraketen auf Posen, Breslau, Warschau und 40 weitere polnische Städte reagieren. Der Gegenschlag des Kreml wäre noch fürchterlicher ausgefallen - von Brüssel, Antwerpen, Bonn, Köln, Stuttgart bis nach München hätten sowjetische Atomraketen ein nukleares Inferno entfacht.
Tonnenweise lagern Akten des Warschauer Paktes im Zentralen Militärarchiv in Rembertów nahe der polnischen Hauptstadt. Insgesamt 1700 Bände sollen nach dem Willen der neuen konservativen Regierung schon bald dem Institut des Nationalen Gedenkens (IPN) übergeben werden. "Das bedeutet ein symbolisches Ende der Ära des Postkommunismus in unserem Land, in der die Menschen noch nicht die volle Wahrheit über die Vergangenheit erfahren durften", sagte Sikorski.
Wissenschaftler wie der Breslauer Historiker Pawel Pietrowski erhoffen sich neue Erkenntnisse über die inneren Strukturen der kommunistischen Militärmacht. In den kommenden Wochen werden IPN-Wissenschaftler und Generalstäbler das Archiv durchsehen und entscheiden, was publiziert werden darf und was aus Gründen der "nationalen Sicherheit" geheim gehalten werden soll.